Welche Versicherungen beim Abschluss von Baudarlehen wichtig sind

Beim Bau eines Hauses muss viel bedacht werden. Neben einer günstigen Finanzierung und fleißigen Handwerkern, die das Projekt binnen kurzer Zeit verwirklichen können, werden aber auch einige Versicherungen benötigt. Sie sorgen dafür, dass das Bauprojekt auch bei unvorhersehbaren Ereignissen fortgesetzt und eventuelle Mehrkosten durch plötzliche Schäden übernommen werden können.

Versicherungen zum Eigenheim: Die Familie finanziell absichern

Zu den wohl wichtigsten Versicherungen im Rahmen einer Baufinanzierung gehört die Risikolebensversicherung. Sie zahlt eine feststehende Versicherungssumme an die Hinterbliebenen aus, wenn der Versicherungsnehmer versterben sollte. Dabei ist es unerheblich, ob der Tod durch eine Krankheit oder einen Unfall eingetreten ist. In jedem Fall erhält die Familie in einem solchen Fall die mit der Versicherung vereinbarte Summe und kann das Geld dann entweder zur Rückzahlung der Kredite oder aber zur Bestreitung des Lebensunterhalts nutzen. Um wirklich alle Kosten decken zu können, sollte die Versicherungssumme der Lebensversicherung wie folgt berechnet werden:

Kreditbetrag
+ 2 Jahresnettogehälter des Versicherten

Bei einem Kreditbetrag von 150.000 Euro und einem Jahresnettogehalt von 25.000 Euro sollte die Versicherungssumme also mindestens 200.000 Euro betragen. Diese Versicherungssumme sollte dabei nicht nur für den Hauptverdiener, sondern auch für den Partner vereinbart werden. Zwar ist dessen Einkommen oft deutlich geringer, im Todesfall müsste dann aber der bisherige Hauptverdiener beruflich kürzer treten. Die Einkommensverluste können dann mit der Lebensversicherung ausgeglichen werden.

Die Formen der Lebensversicherung

Beim Abschluss einer Lebensversicherung können Versicherungsnehmer auf verschiedene Versicherungsvarianten zurückgreifen. Dies ist zum einen die klassische Risikolebensversicherung. Sie sichert den Versicherungsnehmer im Todesfall ab, bietet im Gegenzug aber keine Erlebensfallleistung, da kein Geld angespart wird. Dafür ist sie häufig günstiger zu haben als eine vergleichbare Kapitallebensversicherung. Neben der Versicherungsprämie müssen Versicherte hier auch eine Sparrate entrichten. Diese wird dann zum Ablauf des Vertrages, etwa zum 60. oder 65. Lebensjahr, ausgezahlt und kann als zusätzliche Rente genutzt werden. Die monatlichen Prämien sind aufgrund der Sparleistung deutlich höher als bei der Risikoversicherung, weshalb Kreditnehmer genau prüfen sollten, für welche Versicherungsvariante sie sich entscheiden. Im Rahmen der Risikolebensversicherung gibt es speziell für Paare die Möglichkeit, eine Versicherung auf verbundene Leben abzuschließen. Die Versicherungssumme wird hier ausgezahlt, wenn eine der beiden Personen verstirbt. So kann eine gegenseitige Absicherung erreicht werden, die gerade bei Kreditfinanzierungen enorm wichtig ist.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung

Eine ebenfalls wichtige Versicherung für Bauherren ist die Berufsunfähigkeitsversicherung. Wie der Name schon vermuten lässt, sichert sie Versicherungsnehmer im Falle einer Berufsunfähigkeit ab. Vielfach ist vertraglich vereinbart, dass die monatliche Berufsunfähigkeitsrente bereits ab 50 Prozent Berufsunfähigkeit bezahlt wird. Ob diese aus körperlichen oder psychischen Gründen eingetreten ist, ist dabei unerheblich. Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist in Deutschland aktuell deshalb so wichtig, weil es keine gesetzliche Absicherung mehr gibt. Zwar haben Versicherungsnehmer der gesetzlichen Rentenversicherung Anspruch auf die Erwerbsminderungsrente, fast 50 Prozent der gestellten Anträge werden in diesem Bereich jedoch abgelehnt. Zudem wird die volle Erwerbsminderungsrente nur dann gezahlt, wenn Betroffene weniger als drei Stunden pro Tag arbeiten können. Dabei ist es unerheblich, in welchem Beruf die Weiterbeschäftigung möglich ist. Wer im gelernten Beruf nicht mehr arbeiten kann, wird einfach in einen anderen Beruf verwiesen. Dies gilt auch dann, wenn die Arbeitskraft zwischen drei bis sechs Stunden täglich beträgt. In solchen Fällen wird die halbe Erwerbsminderungsrente ausgezahlt. Basis der Einkommensberechnung ist jeweils das vorherige Nettoeinkommen.

So viel erhielten Versicherungsnehmer im Durchschnitt

Neue Bundesländer ca. 597 Euro
Alte Bundesländer ca. 610 Euro

Mit den genannten Summen ist es Familien kaum mehr möglich, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Zahlung zusätzlicher Kreditraten ist nahezu ausgeschlossen. Nur Versicherte, die sich für eine private Absicherung entschieden haben, können ihren Verpflichtungen jetzt noch nachkommen. Im Vergleich zur gesetzlichen Absicherung bietet die private Versicherung nämlich folgende Vorteile:

  • Zahlung der Rente bereits ab einer Beeinträchtigung von 50 Prozent
  • Kein Verweis in andere Berufe (Verzicht auf abstrakte Verweisung)
  • Rückwirkende Zahlung ab Beginn der Erkrankung
  • Zusätzliche Sonderleistungen möglich
  • Vielfach Wiedereingliederungshilfe nach erfolgreicher Genesung

Die genannten Vorteile bieten natürlich nicht alle Berufsunfähigkeitsversicherungen, wie auch verschiedene Tests unabhängiger Institute wie der Stiftung Warentest zeigen. Wer sich allerdings für einen Testsieger entscheidet und gleichzeitig einen unabhängigen Versicherungsvergleich durchführt, kann sich umfassend absichern.

Neben der Person auch das Haus absichern

Natürlich ist es beim Hausbau auch wichtig, nicht nur die Personen vor Ort, sondern auch die Immobilie abzusichern. Deshalb ist es wichtig, sich für eine Wohngebäudeversicherung zu entscheiden. Diese Versicherung kann bereits ab Baubeginn abgeschlossen werden. Bis zur vollständigen Fertigstellung des Objektes bleibt sie als Feuer-Rohbauversicherung bestehen. Sie bietet damit Schutz im Brandfall und ersetzt dabei alle anfallenden Kosten. Vielfach ist die Feuer-Rohbauversicherung während der Bauphase sogar kostenfrei. Mit Abschluss der Bauarbeiten wandelt sich die Versicherung dann in eine umfassende Wohngebäudeversicherung um. Ab diesem Zeitpunkt sind nicht nur Brandschäden, sondern auch Schäden durch Leitungswasser und Sturm versichert. Sinnvoll ist es in diesem Zusammenhang, zusätzliche Elementarschäden durch Erdrutsch, Erdbeben, Schneedruck und Überschwemmung abzusichern. Aufgrund der Wetterphänomene in der heutigen Zeit kann keine Region in Deutschland mehr hierauf verzichten. Einige Banken fordern sogar explizit eine Wohngebäudeversicherung mit Elementarschutz, da das Haus schließlich als Sicherheit für den Kredit dient und bei Schäden umfassend renoviert werden soll. Nach Fertigstellung ist es zusätzlich sinnvoll, eine Hausratversicherung zu vereinbaren, die Schäden am Hausrat, also an Möbeln, Kleidungsstücken oder Haushaltsgegenständen ersetzt. Auch sie tritt bei Feuer, Sturm und Leitungswasserschäden ein und übernimmt die hierbei entstandenen Schäden.

Auf diese Versicherungen sollten Bauherren auf keinen Fall verzichten:

Risikolebensversicherung oder Kapitallebensversicherung
– Berufsunfähigkeitsversicherung
– Wohngebäudeversicherung
Hausratversicherung
– Bauherrenhaftpflicht und Bauhelferversicherung

Die Bauherrenhaftpflicht und die Bauhelferversicherung

Während eines Hausbaus kann auf der Baustelle viel passieren. Da ist es wichtig, abgesichert zu sein, um sich etwa vor Schadenersatzansprüchen Dritter schützen zu können. Wenn durch einen Sturm los Bauteile erfasst und durch die Luft geschleudert werden, kann dies zu erheblichen Schäden führen. Wird hierdurch beispielsweise ein Auto beschädigt, muss der Bauherr die Kosten hierfür übernehmen. Dabei ist es unerheblich, ob er selbst dafür verantwortlich war, dass die Bauteile nicht ordnungsgemäß gesichert waren. Schließlich handelt es sich um sein Hab und Gut und hierauf muss er besonders achten. Dies gilt auch für die Absicherung der Baustelle, sodass Passanten und auch spielende Kinder nicht verletzt werden können. Passiert dennoch etwas, muss wiederum der künftige Hausbesitzer entstandene Kosten tragen. Zum Schutz vor diesen Schadenersatzansprüchen, die gerade bei Personenschäden schnell einige hunderttausend Euro betragen können, bietet sich der Abschluss einer Bauherrenhaftpflichtversicherung an. Sie ist auch dann nötig, wenn bereits eine private Haftpflichtversicherung besteht. Um nicht nur Unbeteiligte, sondern auch Bauhelfer absichern zu können, ist der Abschluss einer Bauhelferversicherung wichtig. Vor allem dann, wenn einige Eigenleistungen durchgeführt werden sollen, bei denen Freunde und Bekannte helfen, ist sie elementar.

Rechtsschutzversicherungen helfen nur begrenzt

Bei vielen Bauvorhaben kommt es nicht selten zu einem Rechtsstreit, etwa zwischen Bauherren und Handwerkern oder zwischen den Bauherren und dem Bauträger. Da Rechtsstreitigkeiten in Deutschland sehr teuer sind, vertrauen bereits viele Menschen im privaten Bereich auf Rechtsschutzversicherungen, um die Kosten für einen Anwalt oder ein Gerichtsverfahren abdecken zu können. Grundsätzlich ist eine solche Versicherung durchaus wichtig, denn nur mit ihr können Geschädigte ihr Recht tatsächlich durchsetzen. Beim Hausbau jedoch ist eine solche Versicherung meist nicht hilfreich, denn viele Rechtsschutzversicherungen schließen derartige Streitigkeiten aus. Hintergrund ist die Tatsache, dass es bei Bauvorhaben sehr häufig zu Streitigkeiten kommt und diese immer häufiger vor Gericht ausgetragen werden müssen. Hinzu kommen die oft hohen Streitsummen, die meist mehr als 100.000 Euro betragen. Aus diesem Grund ist die Rechtsschutzversicherung speziell für den Hausbau nicht sinnvoll. Zur Absicherung verschiedener anderer Bereiche ist sie aber dennoch lohnend.

Versicherungen individuell zusammenstellen und vergleichen

Beim Hausbau ist es also wichtig, dass Bauherren nicht nur die Finanzierung im Blick behalten, sondern sich auch um die Absicherung von Person und Gebäude kümmern. Die Versicherungsunternehmen haben hierzu in der Vergangenheit verschiedene Policen kreiert, die hierfür genutzt werden können. Wichtig ist jedoch in jedem Fall, dass sich Bauherren individuell beraten lassen, um Versicherungssummen und Versicherungsverträge sinnvoll miteinander kombinieren zu können. Sollten bereits Verträge bestehen, muss geprüft werden, ob und in welcher Höhe diese in die Finanzierung eingebunden werden können. Daher ist es wichtig, eine individuelle Beratung zu nutzen, um die passenden Verträge zu finden. Im Anschluss ist es aber ebenso wichtig, die Versicherungsangebote der einzelnen Anbieter zu vergleichen. Wie sich zeigt, gibt es durchaus enorme Unterschiede, und zwar nicht nur hinsichtlich der Preise, sondern auch hinsichtlich der Konditionen. Unabhängige Finanzierungsberater können vielfach sowohl die Finanzierung wie auch die Versicherungen vergleichen und bieten so alles aus einer Hand.

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