Warum Kapitallebensversicherungen als Tilgungsersatz ausgedient haben
Über viele Jahre hinweg war das tilgungsfreie Darlehen in Kombination mit einer Lebensversicherung durchaus beliebt. Während Kreditnehmer an die Bank lediglich Zinsen zahlten, wurde gleichzeitig eine Lebensversicherung angespart. Mit dem vorhandenen Guthaben war es zum Ende der Kreditlaufzeit dann möglich, den Kreditbetrag zu tilgen. Durch sinkende Zinsen und die Unsicherheit an den Kapitalmärkten sind diese Darlehenskombinationen mittlerweile jedoch sehr riskant. Es ist daher sinnvoll, auf andere Alternativen auszuweichen und den Kredit mit einem Risikovertrag abzusichern.
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Die Kapitallebensversicherung als Tilgungsersatz
Bei klassischen Annuitätendarlehen erfolgt die Rückzahlung des Kredites durch Zahlung einer monatlichen Rate. Dem gegenüber stehen tilgungsfreie Darlehen, die während der Laufzeit nicht zurückgezahlt werden. Kreditnehmer tragen lediglich die Zinskosten, die je nach Vereinbarung am Ende des Monats oder am Ende eines Quartals an die Bank gezahlt werden. Gleichzeitig wird bei dieser Konstellation ein Tilgungsersatz benötigt, also ein Geldbetrag, der am Ende der Kreditlaufzeit zur Verfügung steht, um diesen vollständig zu tilgen. Als Tilgungsersatz kommen verschiedene Möglichkeiten in Frage. Neben einem Bausparvertrag wurden bislang vor allem Kapitallebensversicherungen genutzt. Hintergrund ist die Tatsache, dass bei Kapitallebensversicherungen nicht nur Geld angespart wird, sondern dass gleichzeitig ein Versicherungsschutz im Todesfall besteht. Sollten die Kreditnehmer aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls versterben, kann das Geld aus der Versicherung genutzt werden, um den Kredit zu tilgen und die Hinterbliebenen vor dem finanziellen Ruin zu schützen.
Der Tilgungsersatz muss genau kalkuliert werden
Grundsätzlich sind tilgungsfreie Darlehen, die mit einem Tilgungsersatz kombiniert werden, durchaus interessant. Da die Zinsen während der gesamten Laufzeit gleich hoch bleiben, sind sie vor allem bei Immobiliendarlehen für vermietete Objekte sowie bei Investitionsdarlehen von Unternehmen interessant. Die Zinsen können in diesen Fällen nämlich als Werbungskosten steuerlich geltend gemacht werden, was nicht selten Kostenvorteile mit sich bringt. Und je höher die Zinsbelastung ausfällt, desto höher ist natürlich der Kostenvorteil. In vergangenen Jahren hatte die Kapitallebensversicherung den zusätzlichen Vorteil, dass die Auszahlungsbeträge nach einer Versicherungslaufzeit von zwölf Jahren steuerfrei vereinnahmt werden konnten. Diese Steuerfreiheit wurde 2005 zwar abgeschafft, doch noch heute können Versicherungsnehmer, die eine Kapitallebensversicherung mindestens zwölf Jahre gehalten und bei Auszahlung das 60. Lebensjahr erreicht haben, einen Steuervorteil erzielen. Erträge müssen in diesem Fall nämlich lediglich zur Hälfte versteuert werden. In jedem Fall ist es wichtig, dass die Ablaufleistung der Lebensversicherung genau kalkuliert wird, denn diese muss mindestens dem Kreditbetrag entsprechen.
Viele Lebensversicherer stehen vor großen Problemen
Grundsätzlich ist die Kombination von Lebensversicherungen und Krediten also durchaus interessant und wurde sogar von einigen Privatpersonen genutzt, um die Familie zusätzlich abzusichern. Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise gerieten viele Lebensversicherer jedoch in große Probleme, denn bei der Anlage der Kundengelder am Finanzmarkt sind die Renditen mittlerweile deutlich gesunken. Erzielten Lebensversicherer vor 2008 durchaus Renditen von 6-8 Prozent, wird vielfach nicht einmal mehr ein Ergebnis von 4 Prozent erreicht. Dieser Wert kann in den kommenden Monaten und Jahren sogar noch weiter sinken, denn Versicherungsnehmer haben bei klassischen verzinslichen Kapitallebensversicherungen lediglich Anspruch auf den Garantiezins. Lag dieser im Jahr 1994 noch bei vier Prozent, sank er in den folgenden Jahren auf 2,25 Prozent im Jahr 2007. Aktuell haben Versicherte sogar nur noch Anspruch auf 1,25 Prozent. Mit diesen Werten jedoch ist es vielfach nicht möglich, die Inflation auszugleichen und das vorhandene Kapital zu sichern.
Wenn das Kapital nicht erreicht werden kann
Aufgrund der gesunkenen Renditen, die auch bestehende Verträge betreffen, stehen einige Kreditnehmer jetzt vor großen Problemen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn bei Vertragsabschluss falsch kalkuliert wurde. Viele Finanzierungsberater haben den Kredit nämlich mit der prognostizierten Ablaufleistung gerechnet. Kann diese nun nicht erreicht werden, drohen enorme Lücken.
Kreditbetrag | Auszahlung Lebensversicherung | Unterdeckung |
---|---|---|
100.000 Euro | 95.000 Euro | 5.000 Euro |
100.000 Euro | 90.000 Euro | 10.000 Euro |
100.000 Euro | 80.000 Euro | 20.000 Euro |
Welche Unterdeckung im Einzelfall droht, kann natürlich nicht pauschal benannt werden, da die Rendite je nach Versicherungsgesellschaft der unterschiedlich ausfallen kann. Versicherte, die bereits ein Darlehen mit Lebensversicherung abgeschlossen haben, sollten sich daher frühzeitig darum kümmern, ob und in welcher Höhe eine mögliche Unterdeckung vorhanden ist. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, zusätzliche Gelder beiseite zu legen, um die Differenz bei Fälligkeit ausgleichen zu können.
Lebensversicherungen auf Fondsbasis bergen ebenfalls hohe Risiken
Hohe Risiken bieten jedoch nicht nur verzinsliche Lebensversicherungen, sondern auch Lebensversicherungen auf Fondsbasis können nicht als sicher angesehen werden. Zwar werben viele Versicherungsgesellschaften damit, dass diese Policen deutlich höhere Renditen erreichen können, sicher ist dies allerdings nicht. Ähnlich wie bei einem Investmentfonds werden die Gelder der Kunden hier nämlich direkt am Kapitalmarkt in Aktien und festverzinslichen Wertpapieren angelegt. Zwar besteht hier eine durchaus realistische Chance, dass die Renditen deutlich höher ausfallen als bei einer verzinslichen Versicherung, eine Garantie geben die Lebensversicherer allerdings nicht. Lediglich das Verlustrisiko wird oft ausgeschlossen. Dies bedeutet jedoch nur, dass Versicherungsnehmer genau die Beträge, die in den Vertrag eingezahlt wurde, später auch ausgezahlt bekommen. Im schlimmsten Fall bedeutet dies eine Rendite von 0 Prozent. Viele Experten raten daher dazu, eine solche Versicherung nicht als Tilgungsersatz zu wählen, da das Risiko einfach zu hoch ist. Dies gilt im Übrigen auch für klassische Fondssparpläne, denn diese sind ähnlich aufgebaut.
Regelmäßige Tilgung senkt das Risiko
Lebensversicherungen sind vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen am Kapitalmarkt demnach als Tilgungsersatz nicht mehr sinnvoll. Solche Darlehen sollten nur noch dann gewählt werden, wenn diese beispielsweise mit einem Bausparvertrag gekoppelt werden. Da die Ablaufleistung hier fest berechnet werden kann und auch die Zinsen für das spätere Bauspardarlehen feststehen, wird eine vergleichsweise große Sicherheit erreicht. Hinzu kommt, dass mit diesen Darlehenskombinationen eine Zinsfestschreibung über die gesamte Laufzeit erreicht werden kann, was gerade in der heutigen Niedrigzinsphase sehr interessant sein kann. Um das Risiko zu senken, bietet sich auch der Abschluss eines klassischen Annuitätendarlehens an. In der monatlichen Rate ist hier nicht nur ein Zinsanteil, sondern auch ein Tilgungsanteil enthalten. Wie hoch dieser Tilgungsanteil ausfällt, können Kreditnehmer mit ihrer Bank individuell vereinbaren. Üblich ist eine anfängliche Tilgung zwischen einem und fünf Prozent der Kreditsumme. Durch die Wahl der Tilgung haben Kreditnehmer natürlich auch einen direkten Einfluss auf die Höhe der Rate, denn je mehr Tilgung vereinbart wird, desto größer ist die Ratenbelastung. Dies zeigt die folgende Berechnung, bei der ein Zinssatz von 3% p.a. zugrunde gelegt wird:
Kreditbetrag | Tilgung 1% | Tilgung 3% | Tilgung 5% |
---|---|---|---|
100.000 Euro | 333,33 Euro | 500 Euro | 666,67 Euro |
200.000 Euro | 666,67 Euro | 1.000 Euro | 1.333,34 Euro |
Tilgung sollte nicht zu gering angesetzt werden Auf den ersten Blick würde sich sicher jeder Kreditnehmer für eine möglichst geringe Tilgung entscheiden, denn dies senkt die monatliche Belastung und sichert damit die langfristige Finanzierung. Hierbei sollte allerdings beachtet werden, dass bei einem Kredit mit einer Tilgung von einem Prozent eine Laufzeit von mehr als 40 Jahren zu beachten ist. Wird die Tilgung auf fünf Prozent angehoben, senkt sich die Laufzeit sofort auf nur noch 19 Jahre. Hintergrund ist die Tatsache, dass die Tilgung mit jeder Ratenzahlung sofort verrechnet wird. Durch den niedrigeren Kreditbetrag sinkt natürlich die Zinsbelastung. Da die monatliche Rate aber gleich bleibt, steigt innerhalb der Rate der Tilgungsanteil, wenn der Zinsanteil sinkt. Bei folgender Beispielrechnung werden ein Darlehen in Höhe von 100.000 Euro und ein Darlehenszins in Höhe von 3% zugrunde gelegt. Die monatliche Rate liegt bei 500 Euro.
Jahr | jährliche Ratenzahlung | Tilgungsanteil | Zinsanteil |
---|---|---|---|
1 | 6.000 Euro | 3.041,60 Euro | 2.958,40 Euro |
5 | 6.000 Euro | 3.428,88 Euro | 2.571,12 Euro |
10 | 6.000 Euro | 3.983,04 Euro | 2.016,96 Euro |
Diese Rechnung zeigt, dass der Zinsanteil in den Anfangsjahren sehr hoch ist, mit zunehmender Laufzeit aber sinkt. Um den Zinsanteil noch weiter zu reduzieren, ist es vielfach möglich, Sondertilgungen in die Finanzierung einzubringen. Dies muss mit der Bank allerdings individuell verhandelt und in den Kreditvertrag aufgenommen werden.
Auf Lebensversicherungen sollte dennoch nicht verzichtet werden
In der aktuellen Zinsphase ist es also sinnvoller, auf ein Darlehen mit monatlicher Tilgung auszuweichen, um die Kreditschuld sukzessive zu senken. Für mehr Flexibilität sind sowohl Sondertilgungsoptionen wie auch Tilgungsänderungsoptionen interessant, denn sie bieten die Möglichkeit, das Darlehen während der Laufzeit auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Mit der Tilgungsänderungsoption ist es beispielsweise möglich, die Tilgung einmal pro Jahr nach oben oder unten zu verändern. Wer also in den Anfangsjahren eher eine niedrige Rate sucht, weil das Familieneinkommen etwa aufgrund der Kinderbetreuung noch gering ist, kann die Rate später erhöhen, wenn sich die Einkommenssituation verbessert hat. Unabhängig von der individuellen Vertragsgestaltung ist es nach wie vor wichtig, das Darlehen mit einer Lebensversicherung abzusichern. Als Alternative zur Kapitallebensversicherung bietet sich eine Risikolebensversicherung an. Wie der Name schon zeigt, versichert sie das Todesfallrisiko ebenfalls und kann daher als Schutz für die Hinterbliebenen genutzt werden. Im Unterschied zur Kapitalversicherung wird hier allerdings kein Geld angespart, sodass keine Ablaufleistung zur Verfügung steht. Da es sich um eine reine Risikoversicherung handelt, sind die Kosten aber auch weitaus geringer. Je nach Lebensalter und Versicherungssumme ist die Absicherung hier sehr kostengünstig möglich. Ein entsprechendes Angebot können Versicherungsvertreter vor Ort, aber auch Versicherungsrechner im Internet liefern.