Mit Umschuldung Geld sparen

Mit der Senkung der Leitzinsen auf historische Tiefstwerte haben die Banken die Möglichkeit, Kredite zu besonders niedrigen Zinsen anzubieten. Im Vergleich zum Vertragsabschluss vor einigen Jahren sind die Konditionen vielfach um einige Prozentpunkte gesunken. Viele Kreditnehmer können daher jetzt durch eine Umschuldung der alten Kredite in neue Darlehen viel Geld sparen. Wichtig ist es dabei allerdings, auf die Kündigungsfristen sowie die Zinsbindungen zu achten und eventuelle Vorfälligkeitsgebühren zu kalkulieren.

Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen gesenkt

Die Leitzinsen im Euroraum sind aktuell so niedrig wie noch nie. Bereits im Jahr 2008 hat die Europäische Zentralbank damit begonnen, die Zinsen zu senken. Lagen diese damals noch bei 4,25 Prozent, betragen sie jetzt nur noch 0,05 Prozent. Die Leitzinsen sind für Kreditnehmer deshalb so wichtig, weil sie den Zinssatz aufzeigen, zu dem sich Kreditinstitute Geld bei der Zentralbank leihen können. Und je günstiger die Geldleihe ist, desto niedriger sind auch die Kreditkosten. Aktuell können sich Banken fast zum Nulltarif Geld leihen, sodass sie auch Kredite sehr günstig anbieten können. Für Baufinanzierungen werden derzeit je nach Bonität bei zehnjähriger Laufzeit zwischen 1,0 – 2,8 Prozent fällig, für Ratenkredite werden je nach Laufzeit ab 1,99 Prozent berechnet. Im Vergleich zu Krediten, die vor einigen Jahren abgeschlossen wurden, sind die Konditionen heute oft um mehrere Prozentpunkte günstiger. Für Kreditnehmer ein idealer Zeitpunkt, bestehende Finanzierungen zu überprüfen und ggf. das Angebot von Umschuldungen zu nutzen.

Die Umschuldung bestehender Kredite

Von einer Umschuldung spricht man, wenn ein bestehender Kredit durch ein neu aufgenommenes Darlehen abgelöst wird. Sinnvoll ist eine solche Umschuldung in mehreren Fällen:

  • Niedrigere Zinsen als bei Darlehensaufnahme
  • Verlängerung oder Reduzierung der Laufzeit
  • Anpassung der Kreditrate
  • Veränderung der bestehenden Sicherheiten

Eine Umschuldung wird in vielen Fällen vor allem dann durchgeführt, wenn Kreditnehmer hiermit die Möglichkeit erhalten, ihre Zinskosten zu senken. Musste für eine Baufinanzierung vor einigen Jahren noch ein Zins von vier Prozent bezahlt werden, aktuell liegen die Konditionen aber bei zwei Prozent, können Kreditnehmer zwei Prozent einsparen. Bei einer Kreditsumme von 100.000 Euro liegt diese Ersparnis bei 2000 Euro pro Jahr. Auf eine Laufzeit von zehn Jahren gerechnet können Kreditnehmer so durchaus 20.000 Euro einsparen. Voraussetzung für eine Umschuldung sind allerdings eine einwandfreie Bonität sowie das Einhalten von Kündigungsfristen. Gerade bei Baufinanzierungen gestaltet sich eine Umschuldung daher oft nicht so einfach wie gedacht. Dispositions- und Ratenkredite hingegen können recht kurzfristig und fast ebenso erfolgreich umgeschuldet werden.

Die Umschuldung von Dispositionskrediten

Dispositionskredite sind Überziehungslinien auf privaten Girokonten, die Kontoinhaber nach ihren Wünschen nutzen können. Mit dem zur Verfügung gestellten Kredit lassen sich nicht nur kurzfristige Ausgaben finanzieren, auch die Bezahlung von Urlaub oder Möbelkauf sind problemlos möglich. Die Rückzahlung erfolgt später einfach durch die Gehaltszahlungen auf das Konto, eine feste Rate gibt es nicht. Diese Flexibilität lassen sich die Banken natürlich durch hohe Zinsen bezahlen. Vielfach müssen Kontoinhaber für den Dispositionskredit trotz Niedrigzinsniveau in Europa mehr als zehn Prozent bezahlen. Gerade bei höheren Inanspruchnahmen kann dies recht teuer werden, wie die folgende Rechnung der jährlichen Zinskosten zeigt:

Kontoüberziehung Zins von 10% (pro Jahr) Zins von 12%
1.000 Euro 100 Euro 120 Euro
2.000 Euro 200 Euro 240 Euro
3.000 Euro 300 Euro 360 Euro

Es kann sich daher lohnen, einen Dispositionskredit in einen Ratenkredit umzuschulden. Die Zinsen hier orientieren sich an der Bonität des Kreditnehmers, wobei sie in der Regel deutlich niedriger sind als die Zinsen des Dispositionskredites. Durchschnittlich liegt die Verzinsung bei Ratenkrediten derzeit bei 6-8 Prozent, was Einsparungen von einigen hundert Euro, gerecht auf eine Kreditlaufzeit von 4-5 Jahren, ermöglicht. Die Auszahlung der Kreditsumme kann in diesem Fall direkt auf das Girokonto erfolgen, dass im Anschluss ausgeglichen wird. Kündigungsfristen sind beim Dispo nicht zu beachten, was eine jederzeitige Umschuldung möglich macht.

Umschuldung von Ratenkrediten

Auch bei Ratenkrediten hat sich bezüglich des Zinsniveaus in den vergangenen Jahren einiges getan. Mussten Kreditnehmer vor drei bis vier Jahren noch fast zehn Prozent für einen solchen Kredit bezahlen, kann er bei einwandfreier Bonität mittlerweile für weniger als drei Prozent aufgenommen werden. Auch hier können also enorme Zinskosten gespart werden, wenn eine Umschuldung durchgeführt wird. Die Kündigungsfristen betragen bei Ratenkrediten in der Regel drei Monate, sodass es kurzfristig möglich ist, durch eine Kreditänderung Geld zu sparen. Viele Banken haben in ihren Verträgen ohnehin eine jederzeitige Kündigungsmöglichkeit eingebaut, was die Rückzahlung ohne Fristen ermöglicht. Ob und in welcher Höhe Sondertilgungen eingebracht werden können, ist aus dem aktuellen Kreditvertrag ersichtlich. Für die Umschuldung von Ratenkrediten stehen Filial- und Direktbanken gleichermaßen zur Verfügung. Da bei diesen Krediten keine Sicherheiten notwendig sind und die Vertragsgestaltung standardisiert abgewickelt wird, können diese auch problemlos im Internet aufgenommen werden. Vor einem Vertragsabschluss sollten es Kreditnehmer nicht versäumen, einen Zinsvergleich durchzuführen. Dieser ist online in wenigen Minuten möglich und zeigt genau, welche Bank aktuell die besten Konditionen bietet. Zu beachten ist hierbei, dass es sich bei Ratenkrediten in der Regel um bonitätsabhängige Zinsen handelt. Diese werden definitiv erst nach Einreichung der Kredit- und Einkommensunterlagen berechnet. Daher kann es sinnvoll sein, den Antrag bei verschiedenen Instituten zu stellen und im Anschluss das beste Angebot auszuwählen.

Dies sollte bei der Umschuldung von Ratenkrediten beachtet werden:

Umschuldung von Baufinanzierungsdarlehen

Neben Dispositions- und Ratenkrediten können natürlich auch Baufinanzierungsdarlehen umgeschuldet werden. Hier ist es allerdings deutlich schwieriger, da eine vorzeitige Kündigung der Verträge vor Ablauf der Zinsbindungsfrist in der Regel nicht möglich ist. Kreditnehmer haben zwar in dringenden Fällen die Chance, ihre Verträge aufzulösen, eine Zinsersparnis wird in den meisten Fällen aber nicht als dringender Fall angesehen. Sollten die Banken einer vorzeitigen Vertragsauflösung doch zustimmen, werden sie den Kunden die entgangenen Gewinne in Rechnung stellen. Man spricht in diesem Zusammenhang von der Vorfälligkeitsentschädigung. Diese wird in Abhängigkeit der Restschuld, der noch verbleibenden Restlaufzeit sowie der vertraglich vereinbarten Zinsen und des aktuellen Zinsniveaus berechnet. Dabei gilt, dass die Vorfälligkeitsentschädigung umso höher ausfällt, je länger die Restlaufzeit des Darlehens ausfällt und je höher die Differenz zwischen aktuellem und damaligem Zins ist. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld können so bei Darlehen mit Restsummen von 100.000 Euro und mehr durchaus Entschädigungszahlungen von einigen zehntausend Euro anfallen. Ob dies eine Umschuldung rechtfertigt, muss natürlich der Einzelfall zeigen, vielfach ist es aber sinnvoller, das Darlehen bis zum Ende der Laufzeit fortzuführen. Mit dem Ende der Zinsbindung kann die Umschuldung dann ohne weitere Fristen erfolgen.

Forwarddarlehen für Baufinanzierungen sinnvoll

Als Alternative zur vorzeitigen Umschuldung eines Baufinanzierungsdarlehens gelten Forwarddarlehen. Sie können bis zu fünf Jahren vor dem Auslaufen der Zinsbindung abgeschlossen werden und bieten die Möglichkeit, das heutige niedrige Zinsniveau für Jahre zu sichern. Kreditnehmer können so aktiv auf die Banken zugehen und müssen nicht warten, bis ihnen ein Prolongationsangebot ins Haus flattert. Wer nämlich bis zum Ende der Zinsbindung wartet, muss das Darlehen zum dann geltenden Zinsniveau verlängern und hat kaum noch Möglichkeiten, auf die Zinsbelastung Einfluss zu nehmen. Der Darlehensabschluss bei Forwarddarlehen hingegen erfolgt zum heutigen Zins, die Auszahlung des Kredites hingegen wird auf die Zukunft verschoben. So ist es möglich, sich vor steigenden Zinskosten zu schützen und dem Zinsänderungsrisiko entgegen zu wirken. Die Banken berechnen beim Abschluss von Forwarddarlehen zwar einen Zinsaufschlag, da auch sie sich vor steigenden Zinsen absichern müssen, diese Zinsaufschläge können aber durchaus als „Versicherungsprämie“ angesehen werden. Gerade in der aktuellen Phase ist das Risiko steigender Kapitalmarktzinsen deutlich höher als die Chance auf weiter sinkende Konditionen. Kreditnehmer sollten daher kurzfristig handeln und schon deutlich vor dem Ende ihrer Zinsbindung agieren.

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