Geldanlage: Diese Auswirkungen hat die Nullzinspolitik
Die historische Entscheidung der EZB, den Leitzins in der Eurozone auf Null zu senken, hat für alle Deutschen enorme Auswirkungen. Während Kreditnehmer sich ganz sicher über niedrige Zinsen für Bau- und Konsumdarlehen freuen, trifft es Sparer zum Teil sehr hart. Viele Anlagen werfen kaum noch Renditen ab, sodass Geldanlagen in klassischen Sparformen wie Tages- und Festgeld nicht mehr lohnt. Zahlreiche Anleger flüchten sich daher in Alternativen wie Gold, Aktien und Immobilien. Was auf den ersten Blick durchaus sinnvoll ist, kann jedoch schnell gefährlich werden.
Draghi wendet historische Maßnahmen an
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Da die Konjunktur in der Eurozone nach wie vor schwächelt und auch die Inflationsrate nicht ansteigen will, hat die EZB in ihrer jüngsten Sitzung am 10. März 2016 beschlossen, den Leitzins auf Null zu senken. Kreditinstitute müssen nun keine Gebühren mehr an die Zentralbank bezahlen, wenn sie Geld leihen. Dies bekommen nicht nur Kreditnehmer in Form niedriger Zinsen zu spüren, auch Sparer haben mit den Folgen zu kämpfen. Nur noch wenige Banken bieten überhaupt noch Zinsen für Tages- und Spargeld, oftmals liegt auch hier die Rendite bei null Prozent. Lediglich einige Direktbanken oder Banken aus dem Ausland offerieren Sparprodukte, bei denen zumindest ein kleiner Ertrag erzielt werden kann. Für den langfristigen Vermögensaufbau ist dies alles jedoch viel zu wenig, dies gilt auch für die Altersvorsorge, denn so ist es kaum möglich, den langfristigen Durchschnitt der Inflationsrate zu erreichen.
Sparer werden schrittweise enteignet
Auch wenn Sparanlagen grundsätzlich sicher sind, weil es hier keinerlei Kursschwankungen gibt, müssen Anleger, die ausschließlich auf klassische Sparprodukte setzen, mit Verlusten rechnen. Steigt das Inflationsniveau nämlich über den Ertrag, sinkt der Wert des Geldes, auch wenn er auf den ersten Blick konstant bleibt.
Anlagebetrag 10.000 Euro
Zinsertrag 0,1 Prozent für 5 Jahre 500 Euro
Inflation jährlich 2 Prozent
Kaufkraft nach 5 Jahren 9.057,31 Euro
Während der Geldbetrag innerhalb von fünf Jahren durch verdiente Zinsen um 500 Euro steigt, sinkt die Kaufkraft um fast 1.000 Euro. Sparer würden in diesem Fall also rund 500 Euro verlieren. Bei einer noch größeren Differenz zwischen Ertrag und Inflation steigt der Verlust weiter an.
Sachwerte können eine Lösung sein
Eine gute Lösung, höhere Erträge zu erzielen, sind Anlagen in Sachwerte. Zu ihnen gehören etwa Aktien, die eine Beteiligung an einem Unternehmen darstellen. Die Werte wachsen analog den Unternehmensgewinnen, zudem sorgen die vorhandenen Unternehmenswerte für Sicherheit. Allerdings gilt zu beachten, dass Unternehmensgewinne nicht nur positiv, sondern durchaus auch negativ sein können. Zudem reagieren die Märkte sensibel, wenn eine Branche insgesamt nur schwer Erträge erzielt. Kursverluste sind daher nicht ausgeschlossen. Weitere sinnvolle Investitionen sind Gold und Immobilien. Auch hierbei handelt es sich um Sachwerte, die neben einem Ertrag auch eine gewisse Geldwertstabilität bieten. Sollten die Preise durch die Inflation nämlich steigen, würden auch diese Sachwerte davon profitieren und die eigentlichen Verluste ausgleichen. Als Alternative zum Direktinvestment werden in diesem Bereich auch Fonds und Zertifikate angeboten. Insbesondere für Immobilieninvestments können auch offene oder geschlossene Immobilienfonds eine Lösung sein.
Gefahren bei Geldanlagen unbedingt beachten
Auch wenn die genannten Geldanlagen durchaus interessante Renditen versprechen, sollten Anleger nicht nur die Vorteile sehen, sondern auch eventuell vorhandene Gefahren beachten. Wie bei Aktien bereits geschildert, können hier Kursverluste auch dann auftreten, wenn ein Unternehmen eigentlich gute Markterfolge erzielt. In diesem Segment ist es sinnvoll, nicht nur auf einen Einzelwert zu setzen, sondern mehrere Aktien zu erwerben. So können Verluste eines Wertes mit Gewinnen in anderen Bereichen ausgeglichen werden. Anleger, die ihr Depot wegen Zeitmangel oder unzureichender Kenntnisse nicht selbst managen wollen, können hier alternativ auf Investmentfonds zurückgreifen. Fondsmanager kümmern sich hier um die Auswahl der Titel, die Zusammenstellung des Fonds und damit die Rendite. Für eine positive Performance sollten allerdings nur Fonds gewählt werden, die in Ratings und Rankings gut abgeschnitten haben und deren Fondsmanager langjährige Erfahrungen vorweisen können.
Tipp: Vergleichsseiten bieten einen guten Überblick über Fonds der gleichen Gattung und erlauben so einen kurzfristigen Vergleich
Blasen bei Sachwerten können die Folge sein
Immer mehr Anleger suchen derzeit nach Alternativen zu niedrig verzinsten Geldanlagen und finden Aktien, Immobilien und Edelmetalle. Aufgrund der großen Nachfrage erhöhen sich hier natürlich die Preise, was in allen Bereichen deutlich wird. So ist der DAX in den Jahren 2012 – 2015 um gut 65 Prozent gestiegen, die Preise für Immobilien sind in vielen deutschen Großstädten ebenfalls um zweistellige Werte gestiegen. Vor allem in Metropolen wie Stuttgart, München und Berlin sind Wohnungen und Immobilien in bester Lage nahezu unbezahlbar. Selbst die niedrigen Zinsen können diese Entwicklung nicht abfedern. Problematisch wird dies vor allem bei einem späteren Verkauf, denn ob es möglich ist, hier tatsächlich noch Renditen zu erzielen, ist fraglich. Sogar Gold ist in den vergangenen drei Monaten wieder kräftig gestiegen, denn viele Anleger rechnen wohl nicht damit, dass die jüngsten Maßnahmen der EZB nun das Ende sein werden. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass es spätestens Mitte des kommenden Jahres erneut nötig sein wird, geldpolitisch einzugreifen. Sind die Preise für Vermögensanlagen jedoch bereits kräftig gestiegen, kann eine Blase entstehen, die bei bestimmten Ereignissen platzen kann. Stark sinkende Kurse sind dann die Folge.
Auf die Mischung kommt es an
Betrachtet man die Verzinsung auf Spar- und Festgeldkonten, ist es durchaus notwendig, dass sich Anleger nach Alternativen umsehen. Aktien, Immobilien und auch Edelmetalle sind hierbei durchaus eine gute Wahl, sollten allerdings genau überprüft werden. Neben der Auswahl der einzelnen Titel ist es zudem wichtig, eine alte Anlegerweisheit zu beachten: „Lege nicht alle Eier in einen Korb“. Dies soll bedeuten, dass nur eine Mischung aus verschiedenen Anlageprodukten zum Erfolg führen kann, denn eventuelle Verluste in einem Segment können durch Gewinne in anderen Segmenten wieder ausgeglichen werden. Daher sollten Anleger verschiedene Werte in ihr Depot legen, etwa verschiedene Fonds oder Zertifikate. Ähnlich wie bei Aktienfonds gibt es natürlich auch hier professionelle Lösungen. Für Privatanleger eignen sich hierbei am besten die Vermögensverwaltungen der Investmentgesellschaften, die unterschiedliche Anlagekonzepte verfolgen. Sie eignen sich für nahezu jeden Anlegertyp, von konservativ bis chancenorientiert. Aber auch Mischfonds, die alle drei Assetklassen kombinieren, können durchaus eine gute Anlageoption sein.