Was den Zins bei Geldanlagen beeinflusst
Bei der Suche nach Geldanlagen wird immer wieder deutlich, dass hier sehr unterschiedliche Konditionen zu erzielen sind. Dabei erwirtschaften die jeweiligen Geldanlagen mal mehr, mal weniger Ertrag, sogar zwischen Kreditinstituten sind Differenzen zu beobachten. Viele Anleger fragen sich deshalb, was den Zins bei Geldanlagen beeinflusst und warum zum Teil sogar Minuszinsen berechnet werden. Wir geben erste Antworten.
Inhalt
Das klassische Bankgeschäft aus Geldanlage und Kredit
Beim klassischen Bankgeschäft, das bereits seit vielen hundert Jahren praktiziert wird, nehmen die Banken auf der einen Seite Geld ihrer Anleger herein und bezahlen hierfür Guthabenzinsen. Dieses Geld wird jedoch nicht in den Tresoren der Institute verwahrt, sondern wieder als Kredit an Verbraucher oder Unternehmer vergeben. Der Kreditzins ist dabei in der Regel deutlich höher als der Einlagenzins. Die Differenz stellt den Ertrag der Kreditinstitute dar, von dem sie sowohl die Lohnkosten ihrer Mitarbeiter wie auch sonstige Serviceangebote finanzieren. Um das Bankgeschäft aufrecht zu erhalten, darf natürlich nicht das gesamte Geld der Anleger an Kreditnehmer ausgegeben werden, sondern es muss ein „Bodensatz“ verbleiben, der garantiert, dass jederzeit Auszahlungen möglich sind.
Die Zinsdifferenz als wichtige Grundlage
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Die wohl wichtigste Verdienstgrundlage für Banken ist also die Zinsdifferenz, die zwischen dem Kredit- und dem Einlagenzins erzielt werden kann. Grundlage des Einlagenzinses ist daher der Leitzins der Europäischen Zentralbank, denn dieser gibt an, zu welchen Konditionen sich Banken Geld von der EZB leihen können. Je niedriger dieser ist, desto günstiger ist die Geldleihe bei der Zentralbank und desto weniger Ertrag erhalten die Sparer. Gleichzeitig sinkt in dieser Phase natürlich auch der Darlehenszins, denn wenn die Banken weniger Zinsen für Anleger zahlen müssen, können sie auch die Kreditzinsen senken. Ein wichtiger Einflussfaktor in diesem Segment ist allerdings auch der Konkurrenzdruck, dem die Banken seit vielen Jahren ausgesetzt sind. Vor allem die Direktbanken können Kredite und Geldanlagen sehr günstig anbieten, da sie deutlich weniger Kosten berechnen müssen. Die Differenz zwischen dem Einlagen- und dem Kreditzins kann damit weitaus niedriger sein als bei Filialbanken.
Dies beeinflusst den Zins bei Geldanlagen:
- Leitzins der Europäischen Zentralbank
- Höhe der Kreditzinsen
- notwendige Differenz zwischen Einlagen- und Kreditzinsen
- Konkurrenzsituation der Banken untereinander
Art und Dauer der Geldanlage muss beachtet werden
Neben dem Leitzins und der Geschäftspolitik der jeweiligen Bank, die eine wichtige Einflussgröße auf den Zinsertrag haben, müssen allerdings noch weitere Faktoren berücksichtigt werden. Dies ist zum einen die Art der Geldanlage. Bei Tagesgeldkonten beispielsweise sind die Gelder jederzeit verfügbar und daher auch für die Banken nicht für die langfristige Kreditvergabe verwendbar. Hohe Zinsen sind in diesem Segment daher eher nicht möglich, die Konditionen werden sich am Leitzins der EZB orientieren. Anders sieht es bei Festgeldanlagen aus, bei denen Sparer für ein oder mehrere Jahre auf ihr Vermögen verzichten. Die Banken können dieses Geld als langfristigen Kredit vergeben und entsprechende Darlehenszinsen vereinnahmen. Dabei gilt, dass der Sparzins umso höher ist, je länger die Laufzeit von Festgeld oder Sparbrief vereinbart wird.
Wie die Art und die Dauer der Geldanlage den Zins beeinflusst:
- kurzfristig verfügbare Gelder werden meist niedrig verzinst
- langfristig angelegte Gelder erzielen höhere Zinsen
- Zinsertrag steigt mit der zunehmender Laufzeit
Anleger, die ihr Geld demnach langfristig investieren können, sollten Anlagen wählen, die ebenfalls langfristig gestaltet sind. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass Verfügungen während der Laufzeit oft nur schwer oder mit Verlusten möglich sind.
Höhere Risiken sorgen für höhere Ertragschancen
Anleger haben heutzutage jedoch nicht mehr nur die Möglichkeit, zwischen Tages- und Festgeld zu unterscheiden, sondern können auch in die unterschiedlichsten Wertpapiere investieren, um ihre Erträge zu steigern. Neben festverzinslichen Wertpapieren, die mit einem festen Zins und einer festen Laufzeit ausgestattet sind, können sich Anleger mit dem Kauf von Aktien auch an einem bestimmten Unternehmen beteiligen. Als Alternative zum Direktinvestment stehen zudem Fonds zur Verfügung, die je nach Ausrichtung in Aktien, festverzinsliche Wertpapiere und sogar Immobilien investieren. Je breiter ein solcher Fonds gestreut ist, desto mehr kann das Risiko der Anlagen begrenzt und die Rendite gesteigert werden. Allerdings darf bei derartigen Angeboten nie vergessen werden, dass mit der höheren Rendite auch ein höheres Risiko verbunden ist. Wie groß dieses Risiko ist, ist abhängig vom jeweiligen Segment, in das investiert wird und natürlich von der Streuung der Anlagen.
Mit diesen Anlagen sind höherer Erträge möglich:
- festverzinsliche Wertpapiere von Banken oder Unternehmen
- Aktien als Unternehmensbeteiligung
- Investment in Immobilien
- Investmentfonds mit Aktien, festverzinslichen Papieren und Immobilien
Für höhere Erträge ist es demnach sinnvoll, das vorhandene Vermögen nicht nur in Festgeld- und Sparguthaben zu investieren, sondern auch alternative Investments zu finden. Eine alte Anlegerweisheit besagt dabei allerdings: „Lege nicht alle Eier in einen Korb“. Hierdurch ist es möglich, eventuelle Verluste in einem Bereich durch Gewinne in anderen Segmenten auszugleichen und die Gesamtrendite des Depots positiv zu beeinflussen.