Blutzuckermessgerät: Ratgeber für den Kauf
Diabetes gehört zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen in Deutschland. Der Blutzucker ist hier in deutlich höherer Konzentration im Blut vorhanden, was entsprechend behandelt werden muss. Sollte der Blutzuckerspiegel nicht kontrolliert werden, könnte dies weitreichende Folgen für Gefäße, Organe und Nerven haben. Erkrankte sollten daher in regelmäßigen Abständen die Blutzuckerkonzentration kontrollieren und bei Bedarf entsprechend handeln. Blutzuckermessgeräte sind hierfür besonders sinnvoll, da sie nicht nur von einem Arzt, sondern auch zu Hause genutzt werden können. Doch welche Geräte sind wirklich gut und bieten optimale Ergebnisse? Dies zeigt der aktuelle Test, bei dem verschiedene Produkte gegenüber gestellt wurden.
Inhalt
Das Blutzuckermessgerät
Mit einem Blutzuckermessgerät ist es auf elektronischem Wege möglich, den Blutzuckergehalt zu bestimmen. In den meisten Fällen wird hierzu eine Blutprobe benötigt, die auf einen Teststreifen aufgetragen wird. Da hierfür kapillares Blut ausreichend ist, muss lediglich ein kleines Blutgefäß direkt unter der Haut genutzt werden. Im Gerät wird der Teststreifen dann ausgewertet, um die Blutzuckerkonzentration anzeigen zu können. Dabei muss beachtet werden, dass die verschiedenen Modell durchaus unterschiedliche Messfunktionen nutzen, was entsprechend beachtet werden sollte.
Die Maßeinheiten eines Blutzuckermessgerät
Um die Blutzuckerkonzentration anzugeben, sind zwei unterschiedliche Maßeinheiten gebräuchlich. International gängig ist dabei die Maßeinheit Millimol pro Liter, die als Abkürzung auch als mmol/l zu finden ist. Sie wird häufig im Osten Deutschlands verwendet, da sie bereits zur Zeit der DDR Verwendung gefunden hat. Im Westen Deutschlands hingegen wird ebenso wie in den USA die Maßeinheit mg/dl, also Milligramm pro Deziliter, verwendet. Die Hersteller haben sich auf die unterschiedlichen Einheiten eingestellt und bieten viele Geräte in zwei Varianten an. Ein Umstellen der Maßeinheiten ist nur bei wenigen Geräten möglich. Unterschiede in der Genauigkeit gibt es in keinem der beiden Fälle, sodass es unerheblich ist, welches Modell gewählt wird.
Die folgende Tabelle kann ein erster Anhaltspunkt für das Umrechnen der Maßeinheiten sein. Hierbei sollte beachtet werden, dass die Angaben für die bessere Darstellung jeweils gerundet wurden.
Mmol/l mg/dl | mg/dl mmol/l |
2,0 36 | 40 2,2 |
3,0 54 | 50 2,8 |
4,0 72 | 60 3,3 |
5,0 90 | 80 4,4 |
10,0 180 | 100 5,6 |
20,0 360 | 130 7,2 |
Im Fall einer nüchternen Messung, also ohne vorherige Nahrungsaufnahme, liegt der Normalwert für den Blutzucker bei weniger als 100 mg/dl oder 5,6 mmol/l. Der gemessene Wert zwei Stunden nach dem Essen sollte weniger als 140 mg/dl bzw. 7,7 mmol/l nicht übersteigen. Diabetes liegt vor, wenn der Nüchternwert höher als 126 mg/dl bzw. 7 mmol/l gemessen wird. Das vom Körper produzierte Insulin ist in diesem Fall nicht mehr ausreichend, um den Blutzuckerspiegel auf ein normales Maß zu senken. Es ist daher notwendig, dem Körper künstliches Insulin zuzuführen, um dieses Defizit ausgleichen zu können.
Die Genauigkeit der Messergebnisse
Blutzuckermessegeräte, die in Deutschland verkauft werden, unterliegen der DIN EN ISO 15197. Diese Verordnung gibt an, wie groß die Messgenauigkeit sein muss und welche Abweichungen toleriert werden. Werden die Voraussetzungen erfüllt, kann ein Gerät das „CE“ Siegel erhalten. Es bescheinigt, dass es verkehrsfähig ist. Auf die Qualität hat dieses Gütesiegel allerdings keinen Einfluss.
Die aktuell geltende Norm in Deutschland datiert aus dem Jahr 2003 und wird von den meisten Herstellern genutzt. Eine neue Norm, die 2013 geschaffen wurde, gilt erst ab 2016 verbindlich. Einige Geräte verfügen aber bereits über die neuen Eigenschaften und können daher bereits ab sofort erworben werden. In beiden Fällen erzielen die im Handel erhältlichen Geräte allerdings eine sehr hohe Messgenauigkeit, sodass es für Verbraucher unerheblich ist, auf welche Norm sich ein Gerät bezieht.
Der Funktionsumfang der gängigen Blutzuckermessegeräte
Um die Nutzung der Geräte für den Hausgebrauch zu vereinfachen, werden diese stetig weiter entwickelt. Wurden noch vor einigen Jahren ausschließlich die Werte für die Glukosekonzentration angezeigt, können sich neue Modelle per USB oder Infrarot sogar mit dem Computer verbinden. Hiermit werden die Messergebnisse für einen bestimmten Zeitraum ausgelesen und können doch genauer aufgelistet werden. Dies vereinfacht vor allem die Führung eines Blutzucker-Tagebuches, das viele Ärzte für die Kontrolle ihrer Patienten anfordern. Zusätzliche Messergebnisse oder die Gabe von Medikamenten können zusätzlich eingefügt werden. In einigen Fällen ist es sogar möglich, direkt bei der Messung Angaben zu den Messumständen zu machen, ob etwa Stress vorlag oder was genau gegessen wurde. Auch die Gabe und die Menge des Insulins können so festgehalten werden. Dies vereinfacht dem Arzt die Behandlung und hilft, die genauen Medikamente zu finden und diese optimal zu dosieren.
So werden Patienten auf einen geänderten Blutzuckerspiegel aufmerksam
Nahrung, die in den Körper gelangt, wird hier in ihre Bestandteile aufgespalten und dann in die lebenswichtigen Organe transportiert. Hierzu gehört auch die Glukose. Zwar ist Zucker im Blut wichtig, da es ein Energielieferant ist, zu viel Zucker im Blut kann jedoch zu Ablagerungen führen, was nachhaltige Schäden verursachen kann. Diabetes wird in der Regel diagnostiziert, wenn der Blutzuckerspiegel einen Wert von 126 mg/dl oder 7 mmol/l im nüchternen Zustand übersteigt. Im Tagesverlauf hingegen können durchaus Werte von 140 mg/dl bzw. 7,7 mmol/l erreicht werden und sind dennoch normal.
Zwei Typen von Diabetes
Bei der Diagnose Diabetes muss zwischen dem Typ 1 und dem Typ 2 unterschieden werden. Beim Typ 1 wurden die Betazellen in den Langerhans-Insel, die in der Bauchspeicheldrüse zu finden sind, zerstört. Diese Zerstörung ist oft angeboren bzw. genetisch bedingt, wodurch Diabetes Typ 1 sowohl bei jüngeren wie auch bei älteren Patienten auftreten kann. Diabetes Typ 2 hingegen wird eine Insulinressistenz erzeugt, die im Laufe des Lebens auftreten kann. Ursachen sind vor allem Fettleibigkeit, aber auch Bewegungsmangel. Diese Form tritt daher häufig bei älteren oder Menschen mit entsprechenden Voraussetzungen auf.
Bei Diabetes können folgende Symptome auftreten:
- Müdigkeit
- Unkonzentriertheit
- Gewichtsverlust innerhalb sehr kurzer Zeit
- Bauchschmerzen
- Starkes Durstgefühl
Natürlich werden nicht alle Symptome gleichzeitig auftreten, doch wenn einige der genannten Auswirkungen häufiger auftreten und nicht geklärt werden können, sollte der Blutzuckerspiegel kontrolliert werden. Steigt der Blutzuckerspiegel extrem an, kann dies zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen. Es ist daher wichtig, mit entsprechenden Messgeräten regelmäßig zu kontrollieren. Selbst eigentlich gesunde Patienten können hiervon durchaus profitieren.
Die Funktionsweise von Blutzuckermessgeräten
Blutzuckermessgeräte verfügen nicht über eine einheitliche Funktionsweise. Hier ist es wichtig, sich mit dem jeweiligen Gerät vertraut zu machen und dieses entsprechend zu nutzen.
Das optische Messverfahren
Zu den möglichen Messverfahren gehört die photometrische Blutzuckerbestimmung. Nachdem das Blut auf den Teststreifen aufgebracht wurde, reagiert die im Blut enthaltene Glukose mit den hierin enthaltenen chemischen Substanzen. Die Folge sind spezifische Farben, die von den Nutzern mit Hilfe von Licht (deshalb photometrisches Verfahren) abgelesen werden können. Die Praxis zeigt jedoch, dass diese Form der Messung nur noch selten durchgeführt wird.
Das amperometrische Verfahren
Bei dieser Form der Messung wird der Blutzuckerspiegel über die elektrische Leitfähigkeit festgestellt. Auch hier wird das Blut zuerst auf einen Teststreifen aufgebracht, um diesen nachfolgend ins Gerät zu schieben. Das Blut, das in der so genannten Auftragszone aufgebracht wird, wird nun in die Reaktionskammer gezogen. Dort wird das Blut mit der Enzym-Glukose-Oxidase vermischt und ist nun leitfähig. Anschließend wird eine Arbeitselektrode angesetzt, die die durchgehende Stromstärke misst. Da es möglich ist, das Vitamine und Medikamente die Messung verfälschen, verfügen diese Geräte zusätzlich über eine Korrekturelektrode, die diese erkennt und die Messung entsprechend korrigiert. Messfehler können allerdings auch dann auftreten, wenn zu wenig Blut auf den Teststreifen aufgebracht wurde. Dies wird wiederum über eine spezielle Diode überprüft, was jede Messung vereinfacht. Für Diabetiker hat dies den entscheidenden Vorteil, dass sie jederzeit genau wissen, wie hoch ihr Blutzuckerspiegel tatsächlich ist und welche Maßnahmen notwendig sind.
Neue Messmethoden ohne Blut
Vielen Diabetikern ist die tägliche Blutentnahme unangenehm. Sie wünschen sich daher Geräte, bei denen kein Blut für die Messung verwendet wird. Die Hersteller arbeiten bereits fieberhaft an entsprechenden Angeboten und konnten bereits einige Erfolge erzielen. Bei einem dieser Verfahren wird beispielsweise ein dünner Messsensor unter die Haut gebracht, der durch ein Pflaster an Ort und Stelle gehalten wird. Über 14 Tage hinweg liefert dieser Sensor nun einwandfreie Messergebnisse, ganz ohne Blutentnahme.
Weitere mögliche Messverfahren in der Forschung:
Kontaktlinse
Über einen Sensor kann hier der Blutzuckerspiegel über die Tränenflüssigkeit bestimmt und an ein Handy übermittelt werden. Probleme bereitet jedoch die Tatsache, dass der Blutzuckergehalt in der Tränenflüssigkeit verzögert angezeigt wird. Vor allem bei Diabetes Typ 1 können daher Probleme auftreten.
Zuckeruhr
Die Uhr, die mit der Impedanz-Spektroskopie ausgestattet ist, kann ein elektrisches Feld erzeugen und Veränderungen messen. Da bei erhöhtem Blutzuckergehalt sich auch die elektrische Leitfähigkeit ändert, ist dieses Messverfahren durchaus möglich. Bisherige Versuche scheiterten jedoch, da viele Störungsquellen möglich sind.
Laser und Mikrofon
Die im Blut enthaltene Glukose wird von einem Laser angestrahlt und nimmt dessen Energie auf. Diese wird anschließend in hörbare Signale gewandelt und ausgewertet. Dieses Verfahren konnte im Labor bereits zur Reife gebracht werden.
Fluoreszierende Kugeln
Bei diesem Verfahren werden kleine Kügelchen unter Die Haut transplantiert. Beim Kontakt mit Zucker fluoreszieren diese, wobei die Leuchtkraft je nach Blutzuckergehalt variiert. Bislang ist allerdings noch nicht klar, ob das verwendete Mittel ungefährlich ist.
Darauf sollte beim Kauf von Blutzuckermessgeräten geachtet werden
Blutzuckermessgeräte können mittlerweile sowohl vor Ort wie auch online erworben werden. Ob ein Gerät für die eigenen Ansprüche ausreichend und passend ist, kann ohnehin erst im Test vor Ort überprüft werden. Besonders sinnvoll sind in diesem Zusammenhang Testgeräte, die von einigen Herstellern für einen Zeitraum von bis zu einer Woche kostenfrei angeboten werden. So können Nutzer feststellen, ob sie mit dem Gerät zurecht kommen und dieses anschließend erwerben.
In jedem Fall ist darauf zu achten, wofür das Gerät verwendet wird. Patienten mit Diabetes Typ 1 müssen ihren Blutzuckerspiegel mehrmals am Tag messen. Es ist daher wichtig, ein Gerät zu wählen, das einfach zu handhaben ist und gleichzeitig bequem transportiert werden kann. Um unnötige Schmerzen zu vermeiden sollte zudem auf eine Stechhilfe geachtet werden. Für die längerfristige Kontrolle und zur Hilfe des ärztlichen Diagnose sind zudem Geräte hilfreich, die an einen Computer angeschlossen werden können. Die Daten sind so auslesbar und können auf Wunsch sogar per PC an den Arzt übertragen werden. Eine gute Handhabung ist natürlich auch für Patienten mit Diabetes Typ 2 wichtig. Da hier pro Tag nur ein- bzw. zweimal gemessen werden muss, sind die Anforderungen allerdings geringer. Es empfiehlt sich aber, bei der Krankenkasse nachzufragen, ob bestimmte Modelle ggf. finanziell unterstützt werden.