Asthma bronchiale – Was ist das? Ursachen, Diagnostik & Therapie
Asthmatiker mit atopischen Erkrankungen oder allergischem Asthma verfügen über eine polygen vererbte Anlage zu überschießender Ige-Bildung. Wenn Vater und Mutter an einer Atopie leiden, haben auch die Kinder zu 40-50% eine atopische Erkrankung. Häufig weisen diese Patienten eine Rhinitis allergica auf. Diese greift dann auf die unteren Atemwege über.
Inhalt
Wie entsteht Asthma bronchiale?
Die Entstehung der chronischen Erkrankung ist ein multikausaler Prozess. Hierbei sind neben genetischen Anlagen auch exogene Faktoren, also Umweltfaktoren beteiligt. Zusätzlich kann der Verlauf des Asthma bronchiale auch durch psychische Faktoren oder Klimaveränderungen beeinflusst werden.
Ursachen
Als Auslöser gelten vor allem Allergene, allergene Arbeitsstoffe bei berufsbedingtem Asthma, etwa Mehlstaubasthma, ausgelöst durch Mehlstaub oder Umweltallergene wie Pollen oder Hausstaub. Weitere Auslöser sind zudem auch Nahrungsmittelallergene, chemische und toxine Irratantien, Atemwegsinfekte, Luftverschmutzung, zum Beispiel Feinstaub oder Zigarettenrauch oder pseudoallergische Reaktionen auf Analgetika. Des Weiteren kann ein Asthmaanfall auch durch körperliche Anstrengung hervorgerufen werden. Betroffene des sogenannten Anstrengungsasthma vor allem Kinder.
Wann beginnt die Lungenerkrankung?
In der Regel beginnt das Asthma bronchiale schon im Kindesalter. Sie ist im Kindesalter die häufigste chronische Erkrankung. In Deutschland gibt es zur Prävalenz des Asthma bronchiale divergierende Aussagen. Während einige Autoren einen Prozentsatz von 2-4 angeben, sprechen andere Quellen hingegen sogar von bis zu 10%. In Deutschland liegt die Anzahl an asthmabedingten Todesfällen bei rund 5000 Betroffenen im Jahr.
Einteilung
Die Erkrankung wird unterschiedlich eingeteilt. Zuerst nach ihrer Ätiologie. Hierbei unterscheidet man extrinsisches Asthma, allergisches Asthma, nicht allergisches oder intrinsisches Asthma oder eine Mischform. Bei den meisten Betroffenen ist die Lungenerkrankung auf eine Mischform zurückzuführen. Des Weiteren gibt es auch das psychogene Asthma. Dieses wird durch psychische Maßnahmen ausgelöst.
Eine weitere Einteilung erfolgt im Schweregrad. Der Schweregrad bzw. die Symptomatik werden laut Empfehlung der Deutschen Atemwegsliga in verschiedene Grade eingeteilt. Bei Erwachsenen werden Schweregrade von I-IV unterteilt.
I. Intermittierend
Hier treten die intermittierenden Symptome weniger als einmal wöchentlich auf und ist von einer kurzen Exazerbation gekennzeichnet, sprich sie dauert nur wenige Stunden bis maximal ein paar Tage. Die nächtlichen Asthmasymptome treten weniger als 2x im Monat auf. Der FEV1 liegt bei Grad I bei mehr als 80% des Sollwertes.
II. Geringgradig persistierend
Hier treten die Symptome 1x wöchentlich. Die nächtliche Symptomatik ist häufiger als 2x im Monat und es treten Beeinträchtigungen bezüglich der körperlichen Aktivität auf und es kommt zu Schlafstörungen. Der FEVI liegt noch über 80% des Sollwertes.
III. Mittelgradig persistierend
Bei dieser Einteilung sind tägliche Symptome vorhanden. Die nächtliche Symptomatik tritt 1x pro Woche auf. Neben der Beeinträchtigung der Schlafqualität und der körperlichen Aktivität müssen Betroffene bei einer Exazerbation täglich Medikamente einnehmen. Dabei handelt es sich um sogenanntes inhalatives, schnell wirksames Beta-2 Sympathomimetika. Der FEV 1 liegt zwischen 60-80%.
IV. Schwergradig persistierend
Beim schwersten Grad des Asthma bronchiale bei Erwachsenen ist die Symptomatik anhalten mit hoher Intensität und Variabilität. Die nächtlichen Symptome sind ebenfalls sehr häufig. Der FEV 1 liegt unter 60%. Die körperliche Einschränkung ist deutlich.
Bei Kindern und Jugendlichen unterscheidet man ebenfalls 4 Grade
- I. Intermittierend. Es besteht eine leichte Atemnot mit intermittierendem Husten. Die symptomfreien Phasen sind größer als zwei Monate. Der FEV1 Wert liegt über 80% des Sollwertes.
- II . Geringgradig persistierend. Der Intervall liegt hier unter 2 Monaten. Der FEV1 beträgt noch über 80% des Sollwertes.
- III . Mittelgradig persistierend. Die Symptomatik tritt mehrmals pro Woche auf und es bestehen auch nächtliche Symptome. Der FEV1 Wert liegt unter 80% des Sollwertes.
- IV. Schwergradig persistierend. Bei der schwersten Form bei Kindern treten die Symptome anhaltend täglich auf und auch nachts sind häufig Beschwerden vorhanden. Der FEV1 liegt unter 60% seines Sollwertes.
Anmerkung: der FEV1 Wert wird bei der Lungenfunktionsprüfung ermittelt. Es handelt sich dabei um die „Einsekundenkapazität“ in der Fachsprache „Forced Expiratory Volume in 1 Second“
Eine weitere Einteilung der Erkrankung wird anhand ihrer therapeutischen Kontrolle gemacht. Laut den aktuellen GINA Leitlinien wird nicht mehr nach den klinischen Schweregraden beurteilt bzw. unterschieden. Die Einteilung des Asthma bronchiale geschieht anhand der therapeutischen Kontrollierbarkeit. Hier unterteilt man in 3 Kategorien:
- I° versteht das kontrollierte Asthma.
- II° versteht das partiell kontrollierte Asthma
- III° versteht das nicht kontrollierbare Asthma
Die Pathophysiologie der Lungenerkrankung
Exogene Noxen und genetische Disposition sind Auslöser für 3 pathophysiologische Folgen, die für die Lungenerkrankung charakteristisch sind. Es handelt sich dabei um:
1. Entzündung der Bronchien
Infekte oder Allergene lösen eine entzündliche Reaktion der Bronchialschleimhaut aus. Liegt ein allergisches Asthma vor, kommt es sofort nach Inhalation des Allergens zur Typ-1-Reaktion, also der IgE-vermittelten Reaktion. Dabei degranulieren die in der Schleimhaut vorhandenen Mastzellen. Es werden dann die Entzündungsmediatoren wie ECF-A, Leukotriene, Bradykinin oder Histamin freigesetzt. In diesem Fall spricht man von einer Sofortreaktion. Daneben gibt es aber auch die IgG-vermittelte Spätreaktion. Hier dauert die Freigabe zwischen 6-12 Stunden. Auch eine Kombination aus beiden Reaktionstypen ist möglich. Die auslösenden Allergene sind meist nur im Frühstadium des Asthma bronchiale identifizierbar. Denn mit zunehmender Erkrankungsdauer kommt es zur Ausweitung des Allergenspektrums. Eine Allergenvermeidung wird im Laufe der Jahre für den Patienten also immer schwieriger bis hin überhaupt nicht mehr machbar.
2. Die bronchiale Hyperreagibilität
Bei fast allen Asthmakranken lässt sich die unspezifische bronchiale Hyperreagibilität nachweisen. Eine Hyperreagibilität zeigt sich durch die zu starke Verengung der Wege in den Bronchien bei Kontakt mit Reizsubstanzen. Objektivieren lassen sich diese mit Hilfe des Kälteprovokationstest, des Histamintests oder des Methacholintests.
Bei fast allen Asthmatikern liegt eine unspezifische bronchiale Hyperreagibilität vor. Die Hyperreagibilität erkennt man dadurch, dass bei Inhalation eine zu starke Verengung der Bronchialwege vorhanden ist.
3. Die endobronchiale Obstruktion
Diese Art ist das erste klinisch sichtbare „Endprodukt“ bei den pathophysiologischen Abläufen der Asthmaerkrankung. Diese entsteht wegen der Verlegung des Lumens innerhalb der Bronchialwege wegen Schleimhautödemen, gestörter oder vermehrter Sekretion des Bronchialschleims (Dyskrinie bzw. Hyperkrinie) sowie von Bronchospasmen, sogenannter Bronchokonstriktion.
Diese 3 Faktoren, also Hypersekretion, Schleimhautödem und Bronchospasmus sind Ursache der Atemnot, sie werden auch Asthma-Trias genannt.
Symptome der Asthma Erkrankung
Symptome der Lungenerkrankung können sowohl ganzjährig, saisonal oder sporadisch auftreten. Die Leitsymptome sind Tachykardie, ausgeprägter Hustenreiz und Atemnot mit exspiratorischem Stridor. Bei einem Asthmaanfall sitzt der Betroffene ganz typischerweise auf einem Stuhl oder Bett, stützt die Arme dabei auf und atmet sehr schwer, ist also dysponisch. Durch das Aufstützten der Arme wird die Atemhilfsmuskulatur in Anspruch genommen. Die Haltung bezeichnet man auch als Kutschersitz. Die Ausatmungsphase, also Exspiration ist dabei deutlich verlängert. Bei einer Erschöpfung des Betroffenen kann es zudem auch zum respiratorischem Alternans kommen. Weitere Symptome des schweren Asthmaanfalls sind zudem Erschöpfung, überblähter Thorax, Rastlosigkeit und Verwirrtheit.
Diagnostik
Häufig kann man die Diagnose Asthma bronchiale schon aus den typischen Symptomen erkennen. Zu den diagnostischen Maßnahmen zählen die körperliche Untersuchung mit Inspektion, Auskultation und Perkussion. Bei der Inspektion werden eine mögliche Zyanose oder ein Fassthorax erfasst. Die Auskultation lässt Brummen, Giemen oder ein verlängertes Exspirium feststellen. Bei der schweren Obstruktion kann das Atemgeräusch aber auch sehr leise sein. Bei der Perkussion zeigen sich ein hypersonorer Klopfschall oder eine Überblähung. Bei einer schweren Atemnot, die gerade im Kindesalter auftreten kann, sieht man die thorakale Einziehung, gerade im Jugulum-Bereich, im Bereich der Interkostalräume oder im Epigastrium.
Zur Diagnostik wird zudem häufig eine Lungenfunktionsdiagnostik durchgeführt. Typischerweise umfasst diese Diagnostik eine Spirometrie, eine Pulsoximetrie oder Bodyplethysmographie. Bei der Spirometrie lässt sich die vollständige Fluss-Volumen-Kurve als Basis der Funktionsdiagnostik darstellen. Allerdings ist bei diesem Verfahren die Mitarbeit des Betroffenen Voraussetzung. Dabei wird der höchste Wert aus den mindestens drei Mal durchgeführten Bestimmungen verwendet. Ist der Patient bezüglich der Spirometrie nicht zur Mitarbeit bereit, sollte möglichst eine Bodyplethysmographie durchzuführen.
Die Allergiediagnostik
Die häufigste Ursache der Asthmaerkrankung im Kindes- und Jugendalter sind Allergien. Aber auch bei Erwachsenen kommt diese Ursache häufig vor. Bei positiver Anamnese ist daher bei allen Altersgruppen eine allergologische Stufendiagnostik sinnvoll. Bei Asthma bronchiale besteht diese Stufendiagnostik aus der Allergieanamnese (beruflich und privat), dem Nachweis von allergiespezifischen IgE (Immunglobuin E) vermittelten Sensibilisierung mit dem Prick-Hauttest, der Bestimmung des spezifischen IgE oder gegebenenfalls mit den allergenspezifischen Organprovokationstest, der sowohl arbeitsplatzbezogen wie auch bronchial oder nasal durchgeführt werden kann. Weitere Diagnostik wird auch mittels Röntgenbild (Röntgenthorax) oder Laborkontrolle (Differentialblutbild, Immunglobuline, BSG oder CRP) durchgeführt. Später kann die regelmäßige Überprüfung der Lungenfunktion auch mit dem Peak-Flow-Meter erfolgen, hierbei kann der Patient selbstständig mit einem kleinen Gerät den PEF-Wert ermitteln.
Die Differentialdiagnosen
- COPD
- Sarkoidose
- Alpha-1-Antitrypsin-Mangel
- Obstruktion durch Fremdkörper,
- Gastroösophageale Refluxkrankheit oder weitere Erkrankungen mit Dyspnoe.
Therapie
Die beste, aber praktisch kaum durchführbare Therapie wäre die Allergenkarenz. Stattdessen wird die Erkrankung vor allem medikamentös Therapiert. Heutzutage ist nicht mehr wie früher die Bronchodilatation wichtigster Fokus, jetzt steht primär das Ziel im Vordergrund die Entzündungsreaktion derart zu minieren, dass pathophysiologische Umbauvorgänge innerhalb der Lunge hinausgezögert werden. Dazu kommen Medikamente entweder inhalativ oder oral verabreicht bzw. auch intravenös zum Einsatz. Inhalativ werden vor allem Glukokortikoide und Betasympathometika verwendet, oral oder intravenös meist Methylxanthiene (Theophyllin oder Leukotrienantagnoisten. Eher selten kommen Mastzellstabilisatioren zum Einsatz, dazu zählen Cromoglicinsäure, Lodoxamid oder Nedocromil.
Im leichten Stadium werden die Wirkstoffe meist als Dosieraerosol verabreicht. Erst in späteren Stadien des Asthma bronchiale kann eine zusätzliche Gabe in oraler Form oder gerade beim Asthmaanfall in Form einer intravenösen Applikation erforderlich werden. Zur Bestätigung der Asthma bronchiale Diagnose soll bei Patienten mit bereits nachgewiesener Atemwegsobstruktion zunächst ein Reversibilitätstest durchgeführt werden, dieser erfolgt mit dem kurzwirkenden Beta-2-Sympathomimetika, kurz SABA. Wenn SABA nicht ansprechen sollte, dann sollte in einer stabilen Phase der Asthmaerkrankung die Reaktion des FEV1 Wert mit einem inhalativen Glukokortikoid (ICS) überprüft werden. Hierbei solle ICS zweimal täglich inhaliert werden und zwar in einer hohen Dosis.
Tipps zur Erkrankung
- Verzicht auf Nikotin
Nach wie vor verzichten über 30 Prozent aller Asthmatiker nicht auf Zigaretten, obwohl sie den schädlichen Zusammenhang zwischen der Lungenerkrankung und Rauchen kennen. Fortgesetzter Nikotinkonsum mindert oder vereitelt sogar den Erfolg der medikamentösen Asthmatherapie. - Allergene vermeiden
Eine der besten Chancen den Ausbruch der Erkrankung zu vermeiden ist bei allergischen Asthmatikern, dass vermeiden der Allergene. Allerdings ist eine vollständige Allergenkarenz fast nicht möglich, doch jedoch Reduktion verringert das Risiko eines Anfalls. - Die richtige Atemtechnik
Während des akuten Asthma-Anfalls werden nicht nur atemwegserweiternde Medikamente gegeben, der Patient muss zudem auch die richtige Atemwegstechnik anwenden. Dazu gehören vor allem zwei Maßnahmen: die Lippenbremse und eine atemerleichternde Körperhaltung. Die richtige Körperhaltung besteht darin, die Atemhilfsmuskulatur durch Abstützen der Schultern und Arme erleichtert man die Atmung. Bei der Lippenbremse wird eine spezielle Atemtechnik angewendet. Dabei atmet der Betroffene ganz ruhig durch Nase ein und über locker aufeinanderliegenden Lippen wieder aus. Hierbei wird der Ausatemstrom abgebremst, was die Atemwege erweitert. Diese Technik kann beispielsweise bei speziellen Atem-Physiotherapeuten erlernt werden. - Ruhe bewahren
Im Falle eines Asthma-Anfalls ist Ruhe besonders wichtig. Weder der Patient noch in der Nähe des Patienten befindliche Personen dürfen Angst, Hektik oder Panik aufkommen lassen. Dies verstärkt den Anfall. - Vor Asthma-Anfall schützen
Einen perfekten Schutz wird es nie geben. Dennoch kann man im Alltag vieles vermeiden. Etwa sollte in der Grippewellenzeit kein körperlicher Kontakt mit Erkrankten bestehen, etwa Händeschütteln. So sollte beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln auch ein Abstand zum Gesprächspartner von über einem Meter eingehalten werden. Außerdem wird von der Impfkommission STIKO die jährliche Grippeschutzimpfung empfohlen. Gerade für Asthma bronchiale Betroffene ist zudem die Pneumokokkenimpfung empfehlenswert.
Ein Infekt kann natürlich nie ganz verhindert werden, doch entsprechende Vorkehrungsmaßnahmen können das Risiko erheblich eindämmen. Wer gut informiert über die Erkrankung ist und damit aufmerksam lebt kann denn einiges dazu beitragen die Symptome und Häufigkeit der Exazerbationen deutlich minimieren.