Was tun bei Burnout? Definition, Prävention, Ursachen & Test

Burnout„To burn out“ – exakt übersetzt, sprechen wir bei dieser Diagnose also vom „Ausbrennen“. Und genau dies ist das Gefühl, dass Patienten mit einem Burnout empfinden – als würden sie innerlich verbrennen, ausbrennen, leer brennen. Doch scheint es, als würde es sich bei dieser Diagnosestellung vielmehr um einen Symptomenkomplex handeln, der viele Kriterien erfüllt, die der Diagnose „Depression“ zugehörig sind. Was hat es also auf sich mit der scheinbaren Diagnose, die mittlerweile zu mehr Krankschreibungen führt als Rückenschmerzen oder Migräne?

Ist der Burnout eine anerkannte Krankheit?

Ob eine Erkrankung bzw. ein Syndrom anerkannt werden kann, hängt davon ab, ob es bereits im ICD-10, den Klassifikationskatalog der WHO (Weltgesundheitsorganisation) gelistet ist oder nicht. Beim Burnout Syndrom ist dies nicht der Fall. Jedoch wird es unter der Ziffer Z73.0 geführt. Damit erhält dieser Symptomenkomplex die Beurteilung: „Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen“ bzw. „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“. Damit wird ganz klar vorgegeben, dass es sich bei Burn out nicht um eine eigenständige Erkrankung handelt, sondern um eine so genannte Rahmen- oder Zusatzdiagnose.

Das Finden der Diagnose ist in derartigen Fällen sehr schwierig. Denn zum einen kann sich der Burn out in anderen diagnostischen Beschreibungen anerkannter Erkrankungen wiederfinden bzw. sich mit diesen überschneiden. Zum anderen wurde in früherer Zeit der Begriff der Neurasthenie (F48.0) geprägt. Hierbei handelt es sich um die allgemeine Nervenschwäche. Heute jedoch wird diese Diagnose nur noch selten gewählt, da sie von mittlerweile anderen diagnostischen Begriffen abgelöst wurde. Hierzu gehören unter anderem die Depression, die Erschöpfungsdepression und auch der Burn out. Aber egal, wie dieses Syndrom genannt wird, ist es wichtig, dass sich der Patient mit dieser Diagnose in Behandlung begibt, da es nicht von alleine wieder verschwinden wird. Ohne Therapie droht sich der Zustand zu verschlimmern, was letztlich alle anderen Aufgaben des Alltags beeinträchtigen wird.

Definition

Der Burn out mag sich in verschiedenen Aspekten mit anderen psychischen Erkrankungen wie der Depression oder der Neurasthenie überschneiden. Doch ist, wie eigentlich bei jeder Diagnosestellung, das Gesamtbild des Patienten zu betrachten, um ein gesichertes Ergebnis erhalten zu können. Dennoch sind einige Leitsymptome vorhanden, von denen das Burnout Syndrom abgeleitet wird.

  • Emotionale Erschöpfung: Dieses Symptom entsteht aus einer andauernden, übermäßigen Anspannung sowohl im physischen wie auch im emotionalen Bereich. Man spricht diesbezüglich auch von der Stress-Dimension des Burnouts. Der Patient ist leicht reizbar und leidet unter starker Antriebsschwäche. Er klagt über ständige Müdigkeit, Mattigkeit, Schwäche und Kraftlosigkeit.
  • Depersonalisierung: Im Arbeitsbereich schaffen die Betroffenen eine Distanz zwischen sich und allen anderen Beteiligten der Arbeitswelt. Es wird ein zynische Einstellung anderen Personen gegenüber eingenommen, welche mit einer zunehmenden Gleichgültigkeit einhergeht. Probleme und Nöte anderer werden nicht mehr an sich heran gelassen. Die Beziehung sinkt auf eine rein sachliche Ebene herab. Dadurch wird die Arbeit zu einer unpersönlichen Routineangelegenheit.
  • Misserfolge: Trotz des stetigen Einsatzes und der andauernden Belastung scheint der Betroffene nichts zu erreichen. Erfolgserlebnisse bleiben aus. Als Folge daraus wird versucht, die eigenen Bemühungen und Anstrengungen weiter zu steigern. Jedoch steigert sich der Erfolg nicht in gleichem Maße wie die Anstrengungen. Es entsteht für den Betroffenen der Eindruck der Ineffektivität bzw. der Inkompetenz. Die Ursache hierfür ist allerdings bereits in der Depersonalisierung gefunden. Aufgrund der geschaffenen Distanz zu Kunden und Arbeitskollegen kann man nicht mehr konkret auf deren Erwartungen und Bedürfnisse eingehen. Dies wird selbstverständlich von allen, auch dem Betroffenen, registriert, was dieser in Folge aber als Ineffizienz deutet.

Der Burnout darf übrigens nicht mit dem Boreout verwechselt werden. Dieser findet seine Ursachen genau im Gegenteil, nämlich der kontinuierlichen Unterforderung, die mit einer großen Unzufriedenheit einhergeht. Die Unterforderung wird jedoch oft durch eine große Geschäftigkeit überspielt. Jedoch zeigt sich dennoch eine verringerte Leistungsfähigkeit und damit ausbleibende Erfolgserlebnisse.

Diagnose & Test

burnout

Eines vorweg: Die Diagnose, den Test auf einen eventuell bestehenden Burnout, sollte ausschließlich einem Facharzt vorbehalten sein. Dieser Test ist darauf ausgelegt, differentialdiagnostisch andere psychische Erkrankungen auszuschließen. So ist es beispielsweise Aufgabe des Tests herauszufinden, ob eine Berufsunfähigkeit besteht oder nicht. Denn andere psychische Diagnose ziehen eine Berufsunfähigkeit nach sich, der Burnout allerdings nicht! Aufgrund der starken psychischen Beteiligung ist es nicht möglich, die Tests anonym vorzunehmen. An diesem Punkt ist darauf hinzuweisen, dass es tatsächlich im Buchhandel sehr viele Bücher gibt, die sich mit diesem Thema befassen und die eine Eigendiagnose versprechen. Aufgrund der Befangenheit sich selber gegenüber ist eine Eigendiagnose allerdings vollkommen ausgeschlossen.

Folgende Diagnoseverfahren stehen dem Facharzt zur Verfügung:

  • Maslach Burnout Inventory (MBI): Dieser Fragebogen deckt die wichtigsten Fragen zum Burnout ab – emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung, Leistungszufriedenheit. Intensität und Häufigkeit werden abgefragt. Der Fragebogen unterscheidet sich aufgrund der Berufswahl bzw. der Branche, in der der Patient tätig ist.
  • Tedium Measure: In diesem Fragebogen geht es ausschließlich um die Häufigkeit der Beschwerden.
  • Trierer Inventar zum chronischen Stress: Erfasst werden mit diesem Test Daten hinsichtlich der Arbeitsüberlastung, soziale Überlastung, Erfolgsdruck, Unzufriedenheit mit der Arbeit, Überforderung, Mangel an sozialer Anerkennung sowie soziale Spannungen und Isolation. Zusätzlich unterscheidet er die unterschiedlichen Altersgruppen.
  • Copenhagener Burnout Inventory (CBI): Dies ist ein zusätzlicher Test, der die Nachteile des MBI aufgreift bzw. abdeckt. So wird etwa unterschieden, ob die Symptome des Burnouts direkt mit der Arbeit an sich in Zusammenhang zu bringen sind oder ob es sich um einen Zusammenhang mit den Kunden handelt. Auch das persönliche Ausmaß der allgemeinen Erschöpfung wird mit dem CBI erfasst.

Die verschiedenen Phasen des Burnouts

Wie viele andere psychische Erkrankungen können auch beim Burnout die verschiedenen Phasen relativ klar voneinander abgegrenzt werden.

  • Der intensive Wunsch, sich und anderen Personen etwas zu beweisen
  • Starkes Leistungsstreben, um die eigenen hohen Erwartungen erfüllen zu können
  • Überarbeitung, die mit der Vernachlässigung der persönlichen Bedürfnisse und der sozialen Kontakte einhergeht
  • Überspielen und / oder Übergehen innerer Konflikte und damit einhergehender Probleme
  • Anzweiflung des eigenen Wertesystems, aber auch an ehemaligen Hobbies und Freunden
  • Absinken der Toleranzgrenze sowie das Verleugnen entstehender bzw. bereits entstandener Probleme
  • Persönlicher Rückzug mit Vermeidung möglichst vieler sozialer Kontakte
  • Verhaltensänderungen, die dem Umfeld offensichtlich erscheinen, zunehmendes Gefühl der Wertlosigkeit und der Ängstlichkeit
  • Depersonalisierung durch vollständigen Verlust zur eigenen Persönlichkeit und anderen Menschen. Das Leben wird mechanisch, nur noch auf die Funktion der Tätigkeit ausgerichtet.
  • Innere Leere und die darauf folgenden Versuche, diese zu füllen: mit Sexualität, Alkohol, Drogen und anderen Süchten
  • Depressionen, die sich durch Gleichgültigkeit, Hoffnungslosigkeit, Erschöpfung und vollkommener Perspektivlosigkeit zeigt
  • Erstes Nachdenken über Suizid, um der Situation entfliehen zu können. Es besteht eine akute Gefahr, dass der Betroffene physisch und / oder psychisch vollkommen zusammenbricht.

Nicht erst am letzten Punkt der Aufzählung ist es dringend angeraten, sich in Behandlung zu begeben. Doch ist der Betroffene meist der Letzte, der von seinem akuten, tatsächlichen Zustand erfährt. Denn er ist ja stets darum bemüht, niemanden merken zu lassen, wie es in ihm aussieht. An diesem Punkt stellt sich allerdings die Frage, welcher Facharzt denn für die gesicherte Diagnosestellung, die Behandlung, die Therapie zuständig ist. Sicherlich ist man in der ersten Phase des Burnouts noch bei seinem Hausarzt in guten Händen. Denn wer bereits über einen längeren Zeitraum bei diesem in Behandlung ist, kann darauf vertrauen, dass dieser die Bemühungen den tatsächlichen Zustand zu überspielen, durchschaut und entsprechend darauf reagieren wird. Selbst wenn er die Therapie nicht selber durchführen kann, ist er der adäquate Ansprechpartner, dem man vertrauen kann. Alleine das Bewusstsein, dass er der Schweigepflicht unterliegt, gibt dem Betroffenen das Gefühl, sich hier offenbaren zu können.

Auf das Umfeld zu setzen, ist zwar von Menschen, die einen Burnout erleiden, nicht wirklich erwünscht. Doch oft sind es Familienangehörige, Freunde oder Verwandte, die den tatsächlichen Zustand dieser Person erkennen und entsprechend versuchen, auf ihn einzuwirken. Denn eines ist sicher: Jeder Betroffene, egal ob er sich in einer Therapie befindet oder nicht, benötigt unterstützende Menschen, die ihm den Rücken stärken, ihn wertschätzen und vor allem ihm das Gefühl geben, dass sein Tun wichtig und dadurch wertvoll ist. Dies bezieht sich auf alle Lebensbereiche. Gerade Hausfrauen, die mehrere Kinder großziehen, den ganzen Haushalt erledigen, Garten und Haus in Ordnung halten und vielleicht auch noch ehrenamtlich tätig sind, sind oft unter den Betroffenen zu finden. Doch sie sind nicht die Einzigen, deren Arbeit von der Gesellschaft nicht ausreichend geschätzt werden kann. Im Arbeitsalltag ist diese Problematik in jeder Branche zu finden. Selbst vor Topmanagern macht der Burnout nicht halt.

Können die Ursachen des Burnouts klar festgemacht werden?

Um diese Frage beantworten zu können, ist es notwendig zu wissen, welchen Alltagsbelastungen der Betroffene ausgesetzt ist. Im beruflichen Bereich kann die Ursache eventuell viel eher festgemacht werden, sodass gegen gesteuert werden kann. Schließlich gibt es die so genannten Arbeitsschutzgesetze, an die sich sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer zu halten haben. Diese können, je nach Branche bzw. Tätigkeit, variieren. Dennoch ist es sinnvoll, sie zu durchleuchten, um Erleichterungen am Arbeitsplatz zu erwirken.

Anders ist die Situation gestaltet, wenn es sich um ein mehrfache Mutter und Hausfrau handelt, die gewissermaßen einen 24 Stunden-Job zu erledigen hat. Doch auch hier gibt es Möglichkeiten, Erleichterung, beispielsweise durch den zeitlich begrenzten Einsatz einer Haushaltshilfe oder einer Erziehungshilfe, zu schaffen. Welche Maßnahmen zur Therapie notwendig sind bzw. die Behandlung unterstützen können, ist vom Facharzt nach Erstellung der gesicherten Diagnose zusammen mit dem Patienten zu entscheiden.

Prävention und Vorbeugung

Wieder einmal heißt das Zauberwort Prävention. Wer sich in der Situation befindet, in der höhere Anforderungen an ihn gestellt werden, als er erfüllen kann, hat durchaus die Möglichkeit, zumindest zu sich selber sehr frühzeitig ehrlich zu sein. Jeder Mensch hat die Pflicht, achtsam mit sich selber umzugehen. Das bedeutet, er ist selber dafür verantwortlich, Ruhezonen für sich zu finden. Diese sind notwendig, um sich regenerieren zu können. Diese Ruhephasen sollten in den Alltag integriert werden. Sie sind auch innerhalb einer Burnout Therapie zwingend notwendig.

Was dies konkret im Arbeitsleben bedeuten kann, ist eindeutig: NEIN-Sagen, wenn die Arbeit zu viel wird. Doch Nein-Sagen will gelernt sein. Mit ein wenig Übung jedoch wird es sich auszahlen. Auch die zwischenmenschliche Komponente sollte am Arbeitsplatz nicht unterschätzt werden. Wer also mit seinen Kollegen so gar nicht auskommt, sollte sich entweder zu einem klärenden Gespräch mit diesen zusammensetzen oder sich nach einer neuen Anstellung umschauen.

Wichtig ist bei der Prävention des Burnouts, dass man mit Selbstachtung und seiner Willenskraft versucht, sein Ziel der Entschleunigung und dem Vermeiden des starken Leistungsstrebens zu erreichen. Selbstachtung – denn jeder muss für sich selber feststellen, wer er ist bzw. sein möchte. Willenskraft – denn auch selbstbewusste Menschen haben mit Rückschlägen zu kämpfen. Doch sollte soviel Selbstwertgefühl vorhanden sein, dass man sich dadurch nicht geschlagen gibt.

Die wichtigste Behandlung, die man sich aber nur selber zukommen lassen kann, ist das Bewusstsein, dass man gut ist, genau so wie man ist. Mit diesem Glaubenssatz lässt sich der Ansatz eines Burnouts bereits im Keim ersticken.

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