Schilddrüsenunterfunktion: Test, Symptome, Folgen & Behandlung

Schilddrüse Übergewicht, Haarausfall, chronische Müdigkeit: Menschen, die mit einer Schilddrüsenunterfunktion zu kämpfen haben, leiden zunächst an vielerlei, scheinbar unzusammenhängenden Symptomen. Bis ein Arzt die richtige Diagnose stellt, kann viel Zeit vergehen. Zeit, in der Betroffene leiden und verzweifelt nach Antworten suchen.

Um eine Schilddrüsenunterfunktion festzustellen, sind Bluttests und ein Ultraschall nötig, deshalb ist der Gang zum Spezialisten für Erkrankte meist die letzte Chance auf Besserung. Doch wie genau äußert sich eine Schilddrüsenunterfunktion? Was sind klassische Symptome? Wie erfolgt die Behandlung und was kann man tun, um gut damit zu leben?

Die Schilddrüse – ein Hormonzentrum in unserem Hals

Die Schilddrüsenunterfunktion wird von Medizinern auch als Hypothyreose bezeichnet. Im Kern handelt es sich bei diesem Krankheitsbild um einen Mangel an Schilddrüsenhormonen im Körper. Dieser Mangel tritt auf, weil die Schilddrüse nicht in der Lage ist, die benötigten Hormone in ausreichender Menge herzustellen. Die Schilddrüse ist ein Organ, das sich unterhalb des Kehlkopfes, direkt neben der Luftröhre befindet und eine schmetterlingsähnliche Form hat. Das lebenswichtige Hormon Thyroxin (T4) setzt die Schilddrüse im gesunden Zustand aus Eiweiß und Jod zusammen. Aus dem T4 wird im Körper dann das Trijothyronin (T3) hergestellt. Stellt die Schilddrüse aufgrund einer Fehlfunktion nicht ausreichend T4 her, entsteht infolgedessen ebenfalls ein T3-Mangel. Bis auf wenige Ausnahmen ist die Unterfunktion der Schilddrüse nicht heilbar und muss demnach lebenslang mit Medikamenten behandelt werden. Bei regelmäßiger Einnahme ermöglichen diese Betroffenen jedoch ein normales, nahezu beschwerdefreies Leben.

Symptome

Das, worunter Betroffene zu Anfang wohl am meisten leiden, ist, dass sie zunächst gar nicht leiden. Bei einer Hypothyreose bestehen zu Anfang nur leichte, kaum bemerkbare Symptome und die Krankheit nimmt einen schleichenden Verlauf. Die Hinweise auf eine Erkrankung, die Patienten schließlich wahrnehmen, scheinen plötzlich aufzutauchen, haben sich jedoch bereits über einen langen Zeitraum entwickelt. Da sich der Mangel an Schilddrüsenhormonen auf verschiedenste Organe und Prozesse im Körper auswirkt, scheinen die Symptome zunächst völlig unzusammenhängend zu sein. Doch haben sie alle den gleichen Hintergrund. Zu den klassischen Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion gehören:

  • Erhöhte Müdigkeit
  • Antriebslosigkeit, Teilnahmslosigkeit bis hin zur Depression
  • Verstärktes Kälteempfinden
  • Starke Gewichtszunahme über einen verhältnismäßig kurzen Zeitraum
  • Haarausfall, trockene und brüchige Haare
  • Bei Frauen: unregelmäßige Periode, verringerte Empfängnisfähigkeit und daraus resultierend ein unerfüllter Kinderwunsch
  • Bei Männern: Probleme mit der Potenz und verringertes sexuelles Lustempfinden
  • Brüchige Nägel
  • Muskelschwäche oder Muskelsteifheit
  • Bei besonders schwerer Schilddrüsenunterfunktion: verlangsamter Herzschlag, niedriger Blutdruck

Betroffene können meist den Zusammenhang zwischen den Symptomen nicht erkennen und beginnen, einzelne Symptome zu behandeln. So wird beispielsweise mit einer Lebensstilveränderung versucht, ein gesünderes Äußeres zu schaffen und das Übergewicht zu bekämpfen. Erst der andauernde Misserfolg dieser Maßnahmen setzt die meisten Patienten dem Leidensdruck aus, der sie dazu veranlasst, sich medizinische Hilfe zu suchen.

Hypothyreose – die Ursachen

Die Ursachen für eine Schilddrüsenunterfunktion können höchst unterschiedlich sein. Bei einem von 4000 Neugeborenen ist die Unterfunktion beispielsweise angeboren. Um Spätfolgen zu vermeiden, werden deshalb bei jedem Neugeborenen Untersuchungen zur Früherkennung unternommen, bei denen unter anderem das Blut auf den TSH-Spiegel untersucht wird. Der TSH-Wert im Blut gibt in den meisten Fällen einen ersten Hinweis auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse. Die Untersuchung bei Neugeborenen erfolgt meist mit der U2 am dritten Lebenstag. Die angeborene Schilddrüsenunterfunktion kann folgende Ursachen haben:

  • Die Schilddrüse fehlt
  • Das Schilddrüsengewebe hat sich verändert und ist nicht mehr funktionsfähig
  • Schädigung der Schilddrüse des Kindes durch die Schwangerschaft (beispielsweise eigene Schilddrüsenunterfunktion der Mutter oder Jodmangel)
  • Die Schilddrüsenhormonproduktion ist gestört

Sind die Patienten erwachsen und erfahren erste Symptome, liegt meist eine chronische Entzündung der Schilddrüse und ihres Gewebes vor. Grund hierfür ist eine Autoimmunerkrankung, die Hashimoto-Thyreoiditis genannt wird. Bei einer Autoimmunerkrankung wendet der Körper sich gegen sich selbst, weil er körpereigene Zellen fälschlicherweise für Eindringlinge hält. So ist es auch bei Hashimoto-Thyreoditis. Der Körper hält das Schilddrüsengewebe irrtümlicherweise für fremdes Gewebe und beginnt, Antikörper zu produzieren, die das Gewebe zersetzen sollen. So entsteht die chronische Entzündung. Eine Sonderform dieser Entzündung tritt bei vier bis zehn Prozent aller Frauen nach der Entbindung auf. Bei 50 Prozent der Betroffenen heilt die Entzündung allerdings wieder ab und hinterlässt keine langfristigen Folgen.

In ganz seltenen Fällen liegt das Zentrum der Erkrankung nicht in der Schilddrüse selbst, sondern in den Hirnregionen, welche die Hormonverteilung regulieren. Betroffen sein können der Hypothalamus und die Hypophyse. Die Hypophyse ist für die Bildung von TSH zuständig. Produziert sie zu wenig davon, wird die Schilddrüse nicht ausreichend stimuliert und produziert wiederum zu wenig Hormone. Der Hypothalamus hingegen produziert einen Botenstoff, TRH, der die TSH-Bildung erst anregt. Ist dieser gestört, wird zu wenig TRH produziert, was wiederum zu einer Unterproduktion von TSH führt, welches einen Mangel an Schilddrüsenhormonen hervorruft.

Schilddrüsenunterfunktion diagnostizieren & Test

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Die beiden klassischen Diagnoseverfahren bei dem Verdacht auf eine Schilddrüsenunterfunktion sind die Blutuntersuchung und der Ultraschall. Bei der Blutuntersuchung wird zunächst der TSH-Wert im Blut ermittelt. Ist der Wert erhöht, liegt eine Unterfunktion vor, die sich in einer Störung des Drüsengewebes begründet. Sollte der Wert allerdings zu niedrig sein, deutet das auf eine Störung der regulierenden Hirnregionen hin. Unter Umständen werden in einem erweiterten Bluttest die Schilddrüsenhormonwerte abgefragt und eine Untersuchung auf Antikörper durchgeführt. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion im Rahmen des Hashimoto-Thyreoiditis werden im Blut häufig Tg-Antikörper und TPO-Antikörper nachgewiesen.

Ein weiteres Diagnoseverfahren ist der Ultraschall. Dabei wird die Größe sowie die Beschaffenheit der Schilddrüse begutachtet, um so zu erkennen, ob eine Veränderung des Gewebes vorliegt. Erscheint die Schilddrüse auf dem Ultraschall sehr dunkel und mit einem unregelmäßigen Muster, ist sie meist entzündet.

In ganz seltenen Fällen kann die Szintigrafie als weiteres Diagnoseverfahren dienen. Hierbei wird dem Patienten eine radioaktiv markierte Substanz gespritzt, um zu beobachten, wie gut diese von der Schilddrüse aufgenommen wird. Bei einer Hypothyreose wird die Substanz nur in sehr geringem Maß oder sogar gar nicht von der Schilddrüse aufgenommen. In der Regel ist dieses Diagnoseverfahren bei einer Schilddrüsenunterfunktion allerdings nicht notwendig.

Behandlung

Die üblichste Behandlungsform ist die Tablettengabe. Bei der wird dem Patienten künstlich hergestelltes Thyroxin (T4) verabreicht, das für die hormonellen Prozesse im Körper notwendig ist. Bis auf wenige Ausnahmen ist die Behandlung ein Leben lang notwendig. Häufig wird die Dosis durch ein Einschleichverfahren ermittelt. Das bedeutet, dass die Behandlung mit der geringsten Dosis begonnen wird und die Blutwerte per Testverfahren überwacht werden. Ziel ist es, den TSH-Wert und auch die übrigen Hormonwerte in den Normbereich zu bewegen. Je nach Entwicklung der Werte wird die Dosis des Thyroxins gesteigert. Zu Beginn wird das Blut monatlich getestet, später werden die Kontrollen auf einen halbjährlichen oder jährlichen Rhythmus umgestellt. Das hängt davon ab, wie schnell die Blutwerte des Betroffenen einen relativ normalen Level erreichen.

Da die Jodversorgung in Deutschland so gut ist, ist ein Mangel an Jod in den seltensten Fällen Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion. Das heißt, dass eine künstliche Jodzufuhr nicht notwendig ist. Anders ist das in der Schwangerschaft, in der zusätzliches Jod gebraucht wird, um die Schilddrüse des Kindes gesund auszubilden. Hier werden von Ärzten häufig Folsäurepräparate mit Jodzusatz empfohlen. Trotz der lebenslangen Behandlungsnotwendigkeit einer Schilddrüsenunterfunktion ist dank der medizinischen Mittel für Betroffene ein normales, häufig, bei richtiger Medikamenteneinstellung, beschwerdefreies Leben möglich.

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