Mit Leinsamen abnehmen möglich?

Es gibt mittlerweile eine enorme Anzahl an Fitness-Mythen und zweifelhaften Berichten über sogenannte Wunder-Diäten. Meistens stehen kleine Unternehmen hinter der Verbreitung dieser plakativen Werbebotschaften, die auf den Fitness-Hype aufspringen möchten um dadurch das schnelle Geld zu machen. Somit ist es nur zu verständlich, wenn breite Bevölkerungsschichten zunehmend desinteressiert oder gar gereizt auf neue Wundermittel in der ‚Abnehm-Industrie‘ reagieren.

Ein Gerücht, welches sich nun allerdings schon seit einigen Jahren hartnäckig hält, besagt, dass man mit Hilfe der kleinen Leinsamen – das sind die Samenkörner des Flachses – in Kombination mit einer Ernährungsumstellung sehr gute Ergebnisse erzielen könne. Da dies von ärztlicher Seite bestätigt werden konnte und sogar schon Gegenstand in diversen Apotheken-Zeitschriften war, gehen wir diesem Punkt für Sie hier auf rein analytischer und vor allem objektiver Weise auf den Grund.

Leinsamen sind keine herkömmlichen Diät-Helfer

Bei den Leinsamen handelt es sich aufgrund der ihrer außergewöhnlichen Wirkungsweise um kein herkömmliches Diät-Produkt. Denn normalerweise verfügen Lebensmittel, welche förderlich für eine Diät sind, über besonders niedrige Fett- und Kohlenhydrat-Werte. Oder aber, sie wirken anregend auf den Organismus und erhöhen somit den Stoffwechsel-Umsatz. Als dritte Variante währen auch Supplemente denkbar, die Fettmoleküle in der Art modifizieren, dass sie nicht mehr vom Körper aufgenommen werden können. Doch keine dieser drei gängigen Wirkungsweisen trifft auf die Leinsaat zu.

So können Sie mit Leinsamen abnehmen

Nein, Leinsamen funktionieren in unserem Körper ganz anders. Sie verfügen über spezielle Schleimzellen, welche sich bei Kontakt mit Wasser oder ähnlichen hydrophilen Flüssigkeiten um ein Vielfaches ihres ursprünglichen (=trockenen) Umfangs vergrößern. Sie kenne vielleicht noch aus Ihrer Kindheit diese kleinen Stofftiere, welche man in trockener, komprimierter Form geschenkt bekommen hat. Legte man sie in ein Wasserbad, so quollen Sie auf die Größe eines Waschlappens heran. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren die Schleimzellen in den Leinsamen auch. Nur was hat dies mit dem Abnehmen zu tun? Um diese Frage zu klären, müssen wir uns zunächst vergegenwärtigen, was Hunger eigentlich ist und wie dieses Gefühl überhaupt entsteht.

Wie Leinsamen unser Hungergefühl sabotieren

Es gibt wohl nur wenige komplexere Empfindungen als das Hungergefühl, denn die Faktoren und körpereigenen Sensoren dafür sind äußerst vielfältig. Die wichtigsten Rezeptoren, welche ein Hungergefühl in unserem Kopf und den darauf folgenden Wunsch nach etwas Essbarem erwachsen lassen, sitzen in den Darmwänden. Je nachdem, wie viel Nahrungsbrei sich gerade im Darm befindet, ist der elastische Haut- und Muskelschlauch, welcher den Innenraum umschließt, gedehnt oder schlaff.

Bei einer angespannten Darmwand werden Impulse an das Gehirn geleitet, welche ein Sättigungsgefühl induzieren. Bei einem schlaffen Darm hingegen bekommen wir mit der Zeit richtigen Kohldampf. Nun ist es für Menschen, die abnehmen möchten, vorteilhaft, einen vollen Darm zu besitzen, um nicht ständig den Hungergefühlen zu erliegen. Und genau dies bewirken die aufgequollenen Leinsamen. Da fällt es auch nicht ins Gewicht, dass die Leinsamen an sich überaus fettig sind und über etliche Kalorien verfügen – denn es reichen bereits wenige Gramm über den Tag verteilt aus, um unserem Darm eine große Mahlzeit vorzugaukeln. Dadurch unterbleiben die für jede Diät tödlichen Zwischen-Snaks. Darüber hinaus fühlt man sich auch gleich deutlich entspannter, wenn man nicht Tag ein Tag aus mit einem knurrenden Magen zu Recht kommen muss.

Reichen Leinsamen aus, um dauerhaft Gewicht zu verlieren?

Klar Antwort: Nein. Nur mit Leinsamen abnehmen ist nicht möglich, jedoch sind Leinsamen ein überaus nützliches und wirksames Supplement – also ein Nahrungsergänzungsmittel. Gerade Personen, die der stetige Heißhunger während der Diät plagt, können mit den Samen des Flachses bessere Ergebnisse erzielen. Jedoch reichen die Leinsamen alleine bei weitem nicht aus, um die Kilos purzeln zu lassen. Die Grundlage hierfür muss nach wie vor ein konstantes Kaloriendefizit sein – mit anderen Worten: Sie müssen weniger Kalorien über die Nahrung aufnehmen, also Sie verbrennen. Und diese Rechnung können Sie für sich nur durch genau zwei Möglichkeiten zum Positiven gestalten: Entweder Sie essen gesünder und gegebenenfalls auch weniger, oder aber Sie erhöhen den Stoffwechselumsatz durch sportliche Betätigungen.
Leinsamen können Sie beim Abnehmen sinnvoll unterstützen, doch langfristig werden Sie allein dadurch keine Erfolge erzielen können.

Dass sollten Sie bei der Einnahme von Leinsamen beachten

Bitte vergessen Sie nicht, vor und nach dem Verzehr der geschroteten Leinsamen viel zu trinken. Mindestens zwei Liter Wasser sollten es schein, besser gleich drei. Denn ohne diese Feuchtigkeit können die Schleimzellen der Leinsamen nicht vollständig aufquellen – was den positiven Effekt natürlich schmälert. Zudem ziehen die Leinsamen bei geringer Wasserzufuhr die Feuchtigkeit aus dem Körper – was zu einer ernsthaften Bedrohung für Ihre Gesundheit werden kann, wenn Sie nicht frühzeitig dagegen ‚antrinken‘.

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Hinweis: Alkoholische oder koffeinhaltige Getränke zählen nicht als Feuchtigkeitslieferant, da sie faktisch dem Körper mindestens ebenso viel Wasser entziehen, wie sie ihm durch das Getränk an sich verabreichen. Idealerweise greifen Sie also auf Wasser zurück. Tees und Fruchtsaftschorle sind aber auch in Ordnung.

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