EZB prüft weitere Anreize für Inflation

Das von der EZB angestrebte mittlere Inflationsniveau von zwei Prozent wurde in den vergangenen Monaten deutlich verfehlt. Auch negative Einlagezinsen und ein milliardenschweres Anleihekaufprogramm haben nicht dazu geführt, höhere Werte zu erreichen. Notfalls sollen weitere Mittel eingesetzt werden.

Die aktuelle Geldpolitik in Europa

Als die Finanz- und Wirtschaftskrise Europa im Jahr 2008 fest im Griff hatte, entschieden sich die Notenbanker der EZB, den für die Kreditwirtschaft so wichtigen Leitzins in mehreren Schritten zu senken. Sogar ein Negativzins für Einlagen deutscher Kreditinstitute wurde eingeführt. Im letzten Schritt startete die Zentralbank ein Anleihekaufprogramm, um zusätzliche Milliarden in den Geldkreislauf zu pumpen. Ziel aller Aktionen war es, Kredite in Europa deutlich günstiger zu machen und so Investitionen zu fördern. Die Auswirkungen bekamen nicht nur Firmen und Unternehmen zu spüren, die mit diesen Maßnahmen geplante Vorhaben umsetzen konnten, auch Privatpersonen konnten ihre Wünsche nun erfüllen. Insbesondere Immobilienkredite, aber auch Ratenkredite für private Anschaffungen sind seither zu historisch niedrigen Zinsen zu haben. Lediglich Sparer verzweifeln an der derzeitigen Geldpolitik, denn für Anlagen auf Sparkonten oder Tagesgeldkonten werden fast keine Zinsen mehr gezahlt.

Inflation kann kaum angehoben werden

Trotz dieser vielfältigen Maßnahmen war es in den vergangenen Monaten kaum möglich, die Inflation deutlich anzuheben. Im September 2015 lag sie sogar im Negativen und betrug nur noch -0,1 Prozent. Auch im Oktober maßen Experten einen Wert von 0 Prozent. Der Zielwert der Zentralbank von zwei Prozent Inflation ist damit noch in weiter Ferne. Gleichzeitig kämpfen vor allem die Staaten in Südeuropa weiterhin mit einer wirtschaftlichen Schwäche und kaum anziehender Konjunktur. Neben der Anhebung der Inflation wollen die Währungshüter vor allem verhindern, dass sich eine Abwärtsspirale aus weiter sinkenden Preisen, verzögerten Investitionen der Firmen und höheren Arbeitslosenzahlen entwickelt. Diese könnte die Erfolge der vergangenen Jahre zunichte machen und Vermögen und Zukunftsperspektiven von Millionen von Menschen zerstören. Schon in den vergangenen Monaten vernichteten die niedrigen Zinsen viel Geld, da Anleger auf Sparkonten kaum mehr die Inflationswerte erreichten. Sollte diese anziehen, könnten die Verluste sogar noch größer werden.

Weitere Maßnahmen werden nicht ausgeschlossen

Aufgrund der aktuellen Entwicklung hat EZB-Chef Mario Draghi in den vergangenen Tagen nicht ausgeschlossen, dass bereits im Dezember diesen Jahres weitere Maßnahmen eingeleitet werden. Damit könnten die Geldschleusen weiter geöffnet werden, um den Märkten noch mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Neben dem neuen Geld hätten diese Maßnahmen aber wohl weitere positive Effekte, zu denen etwa die Reduzierung des Eurokurses gehört. Vor allem dann, wenn in den USA die Zinsen angehoben würden, könnte der Euro weiter fallen. Die Folge wären Wettbewerbsvorteile europäischer Unternehmen, da deren Produkte in den übrigen Ländern deutlich günstiger werden würden. Höhere Absatzzahlen, höhere Gewinne und damit auch die Einstellung neuer Fachkräfte wären die Folge. Europa könnte sich erholen und endlich die Krise überwinden. Ob diese Ziele erreicht werden, bleibt allerdings abzuwarten.

Wie Anleger reagieren sollten

Die aktuelle Entwicklung im Bereich der Geldpolitik dient in erster Linie Kreditnehmern, da diese zu historisch günstigen Konditionen Geld leihen können. Anleger und Sparer hingegen müssen nach Alternativen zum klassischen Sparbuch oder dem Tagesgeldkonto suchen, um ihr Geld vor dem Wertverfall zu schützen. Besonders geeignet sind in diesem Zusammenhang Investmentfonds, die breit aufgestellt sind und nicht nur in Aktien, sondern auch in festverzinsliche Wertpapiere und Immobilien investieren. Durch diese breite Aufstellung ist es den Fonds möglich, Chancen in den unterschiedlichsten Bereichen zu nutzen und so attraktive Renditen zu erzielen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass der Anlagehorizont eher langfristig ist, um eventuelle Kursschwankungen ausgleichen zu können. Investmentfonds eignen sich im Übrigen nicht nur für die Einmalanlage von Geldern, sondern auch für das monatliche Sparen. Entsprechende Sparpläne können heutzutage für fast jeden Fonds abgeschlossen werden.

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