Deutsche Sparer investieren risikofreudiger

Die Deutschen sind ein sicherheitsorientiertes Volk, dies zeigt sich auch bei den Sparanlagen. Nach wie vor schlummern Milliarden Euro auf Spar- und Tagesgeldkonten, meist sogar ohne Verzinsung. Doch die Niedrigzinsphase scheint der Bundesbank zufolge zu einem Umdenken zu führen. Immer mehr Anleger wenden sich vom niedrig verzinsten Festgeldkonto ab und investieren Teile ihres Vermögens am Kapitalmarkt Hiermit ist es möglich, den niedrigen Zinsen zu entkommen und eine attraktive Rendite zu erzielen.

Deutsche Sparer verlieren Geld

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Seit Jahren gelten die Deutschen als Sparweltmeister. Kaum jemand verfügt nicht über ein Sparkonto, auf dem zumindest kleine Beträge zurückgelegt werden. Schon im Kindesalter haben in vielen Familien Eltern und Großeltern dafür gesorgt, dass monatliche feste Sparsummen zurückgelegt werden, auf die die Sprösslinge später zurückgreifen können. Das Beste daran war, dass sich das Geld durch die auf dem Sparbuch vorhandenen Zinserträge fast mühelos vermehrt hat. Seit Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank, die Zinsen jedoch auf 0,0 Prozent gesenkt hat und die Banken gleichzeitig Minuszinsen für Einlagen entrichten müssen, hat sich das Blatt gewendet. Viele Banken zahlen auf Sparkonten und Tagesgeldkonten keine Zinsen mehr. Selbst Festgeldanlagen mit einer Laufzeit von zwei, drei oder fünf Jahren werfen kaum noch Erträge ab, mit dem das Inflationsniveau erreicht werden kann. Faktisch verlieren Sparer Monat für Monat Geld. Experten zufolge liegt das Minus mittlerweile statistisch gesehen bei 2.450 Euro pro Bundesbürger. Vor allem langfristig orientierte Anleger, die etwa für ihre Altersvorsorge sparen, sind betroffen und suchen nun nach Alternativen.

Das Problem mit dem Niedrigzins:

  • Leitzins der EZB bei 0,0 Prozent
  • Banken müssen Strafzinsen für Einlagen entrichten
  • Sparanlagen bieten kaum noch Erträge
  • Durch Inflation verlieren Sparer Monat für Monat viel Geld

Sparer denken um

Bereits seit vielen Jahren versuchen Finanzexperten, die deutschen Sparer davon zu überzeugen, ihr Geld risikoreicher anzulegen und am Kapitalmarkt zu investieren. Was bislang nicht wirklich funktionierte, scheint nun Wirkung zu zeigen. Wie die Bundesbank in einer aktuellen Studie aufzeigt, haben sich deutsche Sparer im ersten Quartal des Jahres 2016 zunehmend von langfristigen Zinsanlagen verabschiedet. Sowohl Festgelder wie auch Sparbriefe, die langfristig angelegt werden, werden zunehmend unattraktiv. Die Sparneigung an sich wird jedoch nicht geringer. Die freien Gelder werden vielmehr in Sichteinlagen investiert, also auf Girokonten oder Tagesgeldkonten angelegt. Der große Vorteil hierbei ist, dass das Vermögen jederzeit verfügt werden kann und Kündigungsfristen nicht eingehalten werden müssen. Gleichzeitig suchen Anleger aber auch nach renditestarken Alternativen zur Spareinlage, die trotz höherer Erträge nicht unbedingt viel höhere Risiken aufweisen. Fündig werden Sparer unter anderem bei Investmentfonds, die das Risiko streuen und auch in Zeiten niedriger Zinsen attraktive Erträge erzielen.

Deutsche Sparer setzen auf Wertpapierfonds

Eine alte Anlegerweisheit besagt: „Mehr Rendite ist nur mit mehr Risiko zu erzielen“. Auch wenn dies erst einmal Skepsis bei vielen Anlegern hervorruft, kann es durchaus sinnvoll sein, einige Anlagen etwas risikoreicher zu investieren. Grundsätzlich geht es natürlich nicht darum, das gesamte Geld in eine Einzelaktie zu stecken und möglichst hohe Renditen zu erreichen. Vielmehr sollten Anleger den Empfehlungen von Experten folgen und ihr Vermögen breit streuen. So sollten beispielsweise mehrere Aktien unterschiedlicher Branchen gewählt werden, um eventuelle Verluste einer Aktie mit Gewinnen anderer Aktien ausgleichen zu können. Zudem bietet es sich an, andere Anlageklassen wie festverzinsliche Wertpapiere oder Immobilien als Beimischung zu wählen, denn hier sind oft auch dann Erträge erzielbar, wenn der Aktienmarkt insgesamt negativ tendiert. Besonders sinnvoll sind in diesem Zusammenhang Investmentfonds. Hier kümmert sich ein versierter Fondsmanager um die Anlage der Gelder und deren Investition, sodass auch Sparer diese Fonds erwerben können, die bislang nur wenige Erfahrungen am Aktienmarkt sammeln konnten.

Auf diese Anlageempfehlungen sollten Anleger vertrauen:

  • nie das gesamte Vermögen in einen Einzelwert investieren
  • mehrere Aktien unterschiedlicher Branchen auswählen
  • Anleihen und Immobilien als Beimischung

Investmentfonds werden immer beliebter

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Aufgrund der vielen Vorteile von Investmentfonds werden diese in Deutschland immer beliebter. Zahlreiche Sparer investieren zumindest einen Teil des vorhandenen Vermögens in entsprechende Fonds, auf Wunsch sind sogar Sparpläne mit monatlichen Einzahlungen abschließbar. Für die eigene Anlage ist es möglich, aus vielen hunderten Fonds auszuwählen, die je nach Anlagestrategie ausschließlich in Aktien, ausschließlich in Anleihen oder aber in beide Anlageklassen zusammen investieren. Generell ist das Risiko des Fonds umso höher, je mehr Aktien im Portfolio enthalten sind. Daher gehören reine Aktienfonds zu den eher chancenorientierten Anlagen, die zwar höhere Erträge ermöglichen, gleichzeitig aber auch höhere Risiken aufweisen. Eher sicherheitsorientierte Sparer sollten Fonds wählen, die sowohl in Aktien wie auch in Anleihen investieren und dabei ein gutes Mischverhältnis aufweisen. Ideal sind Fonds, bei denen der Fondsmanager situationsgebunden Veränderungen in der Zusammensetzung vornehmen und so die Anlage auf die aktuellen Gegebenheiten ausrichten kann.

Diese Fonds stehen Anlegern zur Verfügung
Aktienfonds Investition ausschließlich in Aktien hohes Risiko, aber auch hohe Ertragschancen
Anleihefonds Investition ausschließlich in Anleihen geringes Risiko, vergleichsweise niedrige Erträge
Mischfonds Investition in Aktien und Anleihen geringe Schwankungen, durchschnittliche Rendite

Welcher Fonds individuell gewählt wird, ist sicher abhängig von der eigenen Risikoneigung, aber auch dem Anlagehorizont. So sollten bei Mischfonds sowie bei Anleihefonds Anlagezeiträume von mindestens 3-4 Jahren eingehalten werden. Bei der Anlage in Aktienfonds wird das Geld idealer Weise 8-10 Jahre investiert. So können eventuelle Kursverluste „ausgesessen“ werden.

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