Saatgut ist nicht gleich Saatgut – was ist beim Kauf zu beachten?

Gleich zu Beginn des Jahres sind große Aufsteller mit Saatgut in den Geschäften zu finden. Obwohl die Gartensaison noch in weiter Ferne liegt, möchten sich Verbraucher mit den Samen eindecken. Auch Kataloge zu dem Thema trudeln in den Haushalten ein, um eventuell neue Sorten auszuprobieren und einen Anbauplan auszutüfteln.

Doch Saatgut ist nicht gleich Saatgut, denn ob daraus das erwartete wird, ist nicht immer garantiert. Nicht nur welches Saatgut gekauft ist wichtig, sondern auch wo es erworben wird. Gerade diejenigen, die sich an einem biologischen Garten versuchen möchten, sollten einige Dinge beachten.

Saatgut kaufen und Dinge beachten

Für einen Biogarten sind Kunstdünger und Pestizide absolut tabu. Hier werden Sorten empfohlen, die schon seit Jahrzehnten im Bioanbau gezogen werden. Die Deklarierung, ob es sich tatsächlich um Bio- Saatgut handelt, ist nicht immer gleich ersichtlich und in vielen Fällen auch nicht richtig.

Das Biosiegel sagt nichts darüber aus, ob es sich bei dem Saatgut um eine Hybridsorte handelt oder es samenfest ist. Daher kann nur empfehlen werden, Bio- Samen bei einem Züchter zu erwerben, der sie eigenhändig in einem biologischen Anbau vermehrt.

Wer sich ganz normales Saatgut kaufen möchte, kann die Angebote im Gartenmarkt oder einem Discounter nutzen. Doch auch bei diesem Unterfangen sollen folgende Informationen helfen, denn das Angebot wird immer vielfältiger.

Zudem gibt es unterschiedliche Arten von Saatgut. Außer den losen Körnern, bietet das Handel Pillensaatgut und Samenbänder an. Diese Aufbereitungen dienen zur Arbeitserleichterung, da automatisch der richtige Abstand erfolgt und das Pikieren bzw. Ausdünnen komplett entfällt.

Letztere Alternativen sind natürlich nicht ganz so kostengünstig, daher sollte im Vorfeld die Überlegung stehen, ob sich der Kauf lohnt. Folgende Merkmale sollten beim Kauf Beachtung finden:

  • Verpackung: nur Tüten kaufen, die nicht beschädigt, sauber und trocken sind.
  • Haltbarkeit: es sollte kein altes oder nur kurz haltbares Saatgut in den Einkaufskorb kommen
  • Qualität: hierbei zählt das Motto, lieber Qualität, als Quantität. Auf den Cent darf bei diesem Einkauf nicht geschaut werden. Besser sind hochwertige Gemüse- und Blumensamen. Sie haben eine höhere Keim- Rate und sind zudem länger haltbar.
  • Sortenfestes Saatgut: diverse Samentüten enthalten F1- Hybriden. Die Kreuzung enthält in der Regel eine Paarung aus zwei verwandten Sorten und garantiert im ersten Jahr einen guten Ertrag. Allerdings keimt das Saatgut schlecht und ist für eine Nachzucht nicht geeignet.
  • Samenreine Sorten: sie sind weniger anfälliger und aromatischer. Die Samen sind prädestiniert für eine Anzucht neuer Pflanzen im kommenden Jahr.
  • Früh- oder Spätsorten: Möhren und Radieschen sollten, als spezielle Frühsorten erworben werden. Das garantiert dem Gärtner eine frühe Ernte und im Sommer bilden die Samen keine Knollen.
  • Herkunft: regionale Sorten passen sich besser unserem Klima an, zudem sind sie dem heimischen Boden angepasst. Sie brauchen kaum Dünger und sind pflegeleichter.
  • Keine Vorratshaltung: Saatgut ist verschieden lange haltbar. Samen sollte der Nutzer dann erwerben, wenn sie tatsächlich benötigt werden.

Wie lange hält eigentlich Saatgut?

Das Angro der Samen ist über mehrere Jahre hinweg keimfähig. Das Saatgut muss allerdings luftdicht und trocken lagern. Die beste Aufbewahrungsmöglichkeit besteht in einem Schraubglas, welches keinen großen Temperaturschwankungen ausgesetzt, gelagert werden muss. Wie lange einzelnes Saatgut keimfähig bleibt, hängt jedoch nicht allein von der Lagerung ab, sondern auch vom Alter.

Pflanzensamen haben eine durchschnittliche Keimfähigkeit. Hier die beliebtesten Sorten, die in deutschen Gärten anzufinden sind:

  • 1- jährig: Liebstöckel, Schwarzwurzel, Pastinaken
  • 1-2 jährig: Schnittlauch, Lauch, Oregano, Astern, Bohnenkraut
  • 2-3 jährig: Petersilie, Kresse, Dill, Blumenkohl, Feldsalat, Lavendel, Männertreu, fleißiges Lieschen
  • 3- 4 jährig: Kopfsalat, Kerbel, Sellerie, Möhren, Erbsen, Paprika, Wicken
  • 4-5 jährig: Tomaten, Zucchini, Buschbohnen, Stangebohnen, Kürbis, Gurken, Rettich, Rote Bete, Spinat, Mangold, Kohl, Basilikum, Mais, Radicchio, Chinakohl

Ist Saatgut noch in Ordnung?

Ob Saatgut noch keimfähig ist, kann der Nutzer feststellen, indem er eine zweiwöchige Keimprobe durchführt. Hierzu einige Samen auf einen flachen Teller geben und feuchtes Küchenpapier darüber legen. Es ist darauf zu achten, dass das Papier den Samen nicht berührt, denn diese sollten über ausreichend Platz verfügen um keimen zu können. Danach einfach mit Frischhaltefolie fixieren, so bleibt die Feuchtigkeit erhalten. Den Teller an einen warmen Ort stellen, bitte nicht direkt über einer Heizung. Küchenpapier zeitweise leicht anfeuchten, damit keine Feuchtigkeit verloren geht. Die ideale Temperatur für diesen Test liegt zwischen 21 und 23 Grad.

Tipps für den Kauf von Gemüsesaatgut

Momentan läuft der Beginn der Gartensaison auf Hochtouren. Wie die letzten Jahre auch, bieten Händler oder der Online- Versand wieder Saatgut für Gemüse an. Immer wieder kommen neue Sorten hinzu, die schneller wachsen, einen besseren Geschmack versprechen oder eine höhere Widerstandskraft besitzen.

Je mehr Saatgut jedoch im Angebot ist, desto schwerer fällt dem Hobbygärtner die Auswahl. Einige kleine Tipps helfen, den Einkauf leichter zu machen.

Bio- oder F1 Saatgut?

Es ist egal, ob Gurken, Tomaten oder Möhren geerntet werden sollen, der Großteil des Angebots besteht aus F1- Samen. Verwendet wird es am meisten, doch kaum jemand weiß, was sich dahinter verbirgt.

Die Bezeichnung kommt aus der Gentechnik und bezeichnet hier, die erste Generation der Nachkommen, wobei zwei miteinander verwandt sind. Um alle positiven Eigenschaften einer F1- Zucht zu kombinieren, werden von jeder Ausgangspflanze zwei Klone miteinander gekreuzt. Danach erfolgt noch eine Kreuzung um die sogenannte F1- Generation zu erzeugen. Der Nebeneffekt ist, Saatgut muss jedes Jahr erneut erworben werden.

Die richtige Anbauzeit ist wichtig

Bei einigen Gemüsesorten, wie beispielsweise beim Spinat, Kohlrabi oder Möhren gibt es Früh- und Spätsorten. Beim Kauf sollte darauf geachtet werden, welche Anbauzeit auf der Packung versehen ist. Unterschiedliche Pflanz- oder Aussaat Termine haben meistens mit den Tageslängen und den Temperaturen zu tun. Einige Sorten werden früher gepflanzt und auch die Winterhärte spielt eine Rolle, vor allem dann, wenn es sich um Spätgemüse wie Mangold, Rosenkohl oder Lauch handelt.

Diejenigen, die noch Saatgut vom vergangenen Jahr haben, müssen nicht zwangsläufig neues kaufen. Bei der richtigen Lagerung, nämlich dunkel, trocken und kühl, besteht dazu keine Veranlassung. Das meiste Saatgut (Spinat, Mangold, Erbsen, Bohnen, Tomaten, Rettich, Radieschen) hält rund zwei bis drei Jahre.

Die korrekte Lagerung

Damit Saatgut nicht zwangsläufig jedes Jahr neu gekauft werden muss, spielt die korrekte Lagerung eine wichtige Rolle. Je trockener es gelagert wird, desto besser, denn so behält es die gesamte Keimkraft. Das Saatgut darf sich bei der Aufbewahrung nicht klamm anfühlen, umso wahrscheinlicher ist es, dass es verschimmelt.

Wichtig sind die optimalen Lagergefäße. Wenig Luftkontakt ist Voraussetzung, denn umso weniger atmet es und altert auch nicht so schnell. Optimal sind Temperaturen zwischen 0 und 10 Grad Celsius. Saatgut darf nie kurzfristigen Temperaturschwankungen ausgesetzt sein. Perfekt ist, dass Saatgut in einem dunklen Raum oder einer dunklen Schachtel aufzubewahren.

Zudem sollten Samen „ Mäusesicher“ aufbewahrt werden. Dieser Schutz ist nötig, damit sich keine Mehlmotten, Bohnenkäfer oder andere Insekten über das Saatgut hermachen. Die Gefäße zur Aufbewahrung sind in jedem Haushalt zu finden, hierbei kann es sich um Einmachgläser, Glasflaschen oder Marmeladengläser handeln, die über einen luftdichten Verschluss verfügen. Bewährt haben sich besonders, Gläser mit einem verschließbaren Bügel.

Was im nächsten Jahr hilft, die unterschiedlichen Samen wiederzuerkennen, sind Beschriftungen. Auf einem Etikett können Angaben wie zum Beispiel Sortenname, Jahr der Ernte oder Kulturart vermerkt werden.

Saatbänder – und scheiben

Einige Anbieter halten zu dem konventionellen Saatgut auch Saatbänder und Saatscheiben bereit. Damit sind Samen gemeint, die auf zwei dünnen Zellstofflagen eingebettet wurden. Bei einigen Gemüsesorten ergibt sich hieraus ein großer Vorteil, denn das Saatgut hat den perfekten Abstand zueinander und die Aussaat von Hand entfällt.

Ausdünnen und Pikieren ist nicht nötig, aber dieses Saatgut muss über einen guten Bodenschluss verfügen, ansonsten ist nicht gewährleistet, dass es zuverlässig keimt. Wichtig ist zudem, die Aussaathilfen nach dem Auslegen gut anzufeuchten und erst dann mit Erde bedeckt.

Als Alternative gibt es pilliertes Saatgut. Das wird mit organischen Substanzen wie Zellstoff oder Holzmehl ummantelt, denen in der Regel noch Kartoffelstärke als eine Art Bindemittel zugesetzt wird. Gelegentlich kann die Hülle auch aus gemahlenem Mehl oder Kartoffelstärke bestehen.

Die Pillierung erleichtert gerade bei feinen Samenkörnern das Einhalten der nötigen Abstände. Das Saatgut wird weniger im heimischen Garten angewendet, sondern überwiegend in der Landwirtschaft oder im professionellen Gemüseanbau.

Mit eigenen Samen für Vielfalt im Garten sorgen

Nicht immer müssen es die kleinen Tüten aus dem Handel sein, um im Garten eine Vielfalt zu erzeugen. Saatgut kann jeder leicht selber züchten, auch wenn es sich nicht um einen Fachmann handelt.

Zudem ist es spannend zu beobachten, was aus einem kleinen Samen wachsen kann. Hinzu kommt der Kosten- Faktor, denn nicht immer ist guter Samen mit dem Geldbeutel zu vereinbaren. Entweder der Samen wird aus der Frucht entnommen, das ist bei Erbsen, Gurken, Zucchini möglich oder der Samen wird ausgereift entnommen.

Folgende Schritte sind nötig:

  • Samen aus der Frucht oder der Blüte entnehmen
  • Samen waschen und trocknen, so wird eine Keimung verhindert
  • prüfen, ob sich keine Blatt- oder Stängelreste am Samen befinden, ansonsten drohen Krankheiten
  • optimale Lagertemperatur einhalten. Samen sollten trocken und dunkel an einem Ort mit einer Temperatur zwischen 0 und 10 Grad Celsius liegen
  • da die Keimfähigkeit von Saatgut schwankt, sollten selbstgezogene Samen in den nächsten 2 bis 3 Jahren verwendet werden

Saatgut richtig aussäen

Die eigenen Pflanzen zu ziehen macht Spaß. Dazu nutzen Gärtner Saatgefäße oder Anzuchtkästen. Beim Substrat kann auf Gartenerde verzichtet werden, denn hierin finden sich meist Unkraut oder Schädlinge. Besser geeignet sind Kompost oder Blumenerde.

Das Saat- Gefäß muss über eine Drainage verfügen. Nachdem das Substrat ins Anzuchtgefäß gefüllt wurde, mit den Händen leicht andrücken. Samen aussäen und leicht wässern. Saatgut mit weiterer Erde bedecken, nicht bis ganz an den Rand, ein Gießrand sollte erhalten bleiben.

Saatbehältnisse ohne Deckel mit Folie abdecken und an einen hellen und warmen Ort stellen. Die perfekte Keimtemperatur liegt bei den meisten Pflanzen bei circa 18 Grad.

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